Leo Africanus

Leo Africanus

Ein Reisender zwischen Orient und Okzident

Aus dem Englischen von Gennaro Ghirardelli.

Sachbuch. 6.10.2008
400 Seiten. Gebunden mit Schildchen und Prägung. Mit zahlreichen Abbildungen
24,– €
ISBN 978-3-8031-3627-5
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Die große Historikerin Natalie Zemon Davis erzählt die exemplarische Lebensgeschichte des Leo Africanus wie einen Abenteuerroman: als Muslim geboren, von Katholiken vertrieben, von Piraten gefangengenommen und vom Papst getauft.

Der Versuch, Islam und Christentum miteinander zu vereinen und gleichzeitig zu leben, reicht weiter zurück, als man denkt: Leo Africanus ist eine schillernde Figur der Renaissance, ein Vermittler zwischen den Kulturen, zwischen Afrika und Europa. Geboren als al-Hasan ibn Muhammad al-Wazzan im damals noch muslimischen Granada, hat der lateinisch »Leo Africanus« genannte Al-Wazzan Spanien als Kind nach der Reconquista 1492 verlassen und ist mit seiner Familie nach Marokko übergesiedelt. Von Piraten gefangengenommen, gelangt er 1518 nach Rom. Er konvertiert vom Islam zum Christentum und wird von Papst Leo X. auf den Namen »Giovanni Leone de’ Medici« getauft.

Wieder einmal gelingt es Natalie Zemon Davis, auf der Grundlage einer außergewöhnlichen Biographie die Geschichte einer ganzen Epoche zu rekonstruieren. So macht Geschichte Spaß – und man vergisst mitunter vollkommen, dass man es hier mit Wissenschaft zu tun hat …

Natalie Zemon Davis

© Schenkelbach

Natalie Zemon Davis

Natalie Zemon Davis wurde 1928 in Detroit geboren. Sie promovierte 1959 an der Universtity of Michigan und unterrichtete unter anderem in Providence, Toronto, Berkeley, Paris, Princeton und Oxford. Schwerpunkte ihrer Forschung sind die Sozial- und Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts in Frankreich und der frühen Neuzeit Europas. Aufgrund ihrer Arbeiten kommt ihr der Rang einer Vordenkerin der interdisziplinären Kulturwissenschaft zu. Durch ihre Forschungen im Bereich von Humanismus und Reformation, Frauengeschichte und Gender Studies sowie der Jüdischen Geschichte wurde sie zu einer der international führenden Vertreterinnen ihres Faches. Zemon Davis hat die Ehrendoktorwürde mehrerer Universitäten erhalten und wurde mit zahlreichen Preisen, unter anderem 2001 mit dem Aby-M.-Warburg-Preis und 2010 mit dem Internationalen Holberg-Gedenkpreis, ausgezeichnet. Seit ihrer Emeritierung 1996 lebte sie als freie Schriftstellerin in Toronto, wo sie am 21. Oktober 2023 verstarb.

»Eine spannungsreiche Betrachtung über Toleranz in einer spannungsreichen Zeit.« Independent on Sunday

Pressestimmen

»Die brillante Studie der amerikanischen Historikerin Natalie Zemon Davis belegt mit stupender Quellenkenntnis, dass es sich bei ‘Kultur’ oder ‘kultureller Identität’ nicht um feste Größen, sondern um komplexe Phänomene handelt. Die vermeintlich plausiblen Begriffe verdecken den vielschichtigen Prozess aus kulturellen, religiösen, ökonomischen und politischen Überlappungen. So prägte die historische Normalität der Spätrenaissance immer zweierlei – Herrschafts- und Austauschbeziehungen. „Man trieb Handel, reiste, tauschte Gedanken, Bücher und Manuskripte aus, und es kam zu wechselnden Allianzen, die aus Feinden zeitweise Kampfgenossen machten.“ Die Autorin zeigt anhand der Lebensbeschreibung von Leo Africanus, wie der Austausch zwischen Orient und Okzident funktionierte. (…) Ein grandioses Meisterwerk der gerade 80 Jahre alt gewordenen Historikerin.«

Rudolf Walther, Die Zeit

»Natalie Zemon Davis hat mit Leo Africanus die intellektuell ambitionierte Antwort auf Samuel Huntingtons Clash of Civilizations geschrieben. Sie eröffnet dem Leser ohne pompöses theoretisches Brimborium den Entwurf einer Wissenschaft, die die Tricks, die Wandlungen und Ausweichmanöver von Menschen und Texten in den Blick nimmt. Das Flüchtige erscheint normal, der Mittler zwischen Christentum und Islam ist eine stetigere Figur als der eifernde Prediger.«

Nils Minkmar, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Davis, deren stupende Belesenheit wir anzapfen dürfen, ist die perfekte Führerin durch die für uns dummerweise weiterhin fremde Welt Afrikas.«

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

»Natalie Zemon Davis hat das Leben von al-Wazzan auf eine Weise ausgeleuchtet, die einem den um 1486 geborenen Mann lebhaft vor Augen führt: seine Interessen, seinen Charakter, seine Lebensumstände. Leo Africanus liest sich spannend wie ein Roman, dem man nicht anmerkt, dass er sich aus Tausenden historischen Indizien zusammensetzt. (…) Gewissermaßen nebenher entfaltet sich das Panorama der Zeitgenossen in Nordafrika und Europa: Geschichte, wie sie besser kaum geschrieben werden kann. Die Historikerin Davis (…) ist eine Vordenkerin ihres Faches. Wo sie in Quellen eintaucht, auf all ihren Gebieten – Renaissance und Reformation, Genderstudies, Jüdische Geschichte – destilliert sie daraus als interdisziplinär denkende Kulturwissenschaftlerin individuelle Geschichten und zugleich historische Panoramen. (…) Die ruhige Begeisterung, mit der Zemon Davis erzählt, spannt einen kunstvollen Bogen zwischen Makro- und Mikrohistorie.«

Caroline Fetscher, Der Tagesspiegel

»Als eine Untersuchung über die christlich-islamische Welt an der Schwelle zur Neuzeit ist das Buch eine Fundgrube. Davis zeichnet ein außergewöhnliches Bild der Renaissance nach, weil es den westlichen Blick nicht privilegiert, sondern zugleich die Perspektive und Denkbewegungen eines gelehrten Konvertiten nachzuvollziehen sucht.«

Steffen Richter, Die Welt

»Natalie Zemon Davis aber versteht sich auf eine anschauliche Schreibe. Sie arrangiert das Material leichthändig in neun Kapiteln; sie schildert den Zeitgeist und betreibt mit sprachlichen Feinanalysen eine Quellenauswertung, die zwar wissenschaftlich grundiert ist, aber nur selten trocken ausfällt. Ihr Schwindler ist faszinierend.«

Alexandra Kedves, Tages-Anzeiger

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