Freitag, 10. November 2017

Selbstjustiz

Lesung mit Tanguy Viel

Literaturhaus Freiburg
Bertoldstraße 17
79098 Freiburg im Breisgau

ccf-fr.de/15138/lesung-tanguy-viel/

Uhrzeit: 19:30 Uhr

Tanguy Viel, geboren 1973 in Brest, lebt heute in der Nähe von Orléans. Auf seinen ersten Roman Le Black Note 1998 folgten zwölf weitere, für die er u.a. mit dem Prix Fénéon und dem Prix de la Vocation ausgezeichnet wurde.

Article 353 du Code Pénal (dt. Selbstjustiz) ist der fünfte Roman, der in deutscher Übersetzung bei Wagenbach vorliegt. Ein Mann ertrinkt auf hoher See. Nur das Meer und die Möwen sind Zeugen. Ein Unfall? Oder Mord? Die Aussage des Verdächtigen Martial Kermeur wird zur Lebensbeichte, zum Bekenntnis eines Mannes, der alles versucht, alles verloren hat, und dem das Verbrechen zur einzigen Möglichkeit wird, Würde und Aufrichtigkeit zu bewahren.

„Was mich beim Schreiben wirklich interessiert, ist nicht der rohe Handlungsstoff, sondern der Prozess der Verwandlung: von einer komplizierten, intellektuellen Problematik hin zur Einfachheit der Dinge,“ beschreibt Tanguy Viel sein Schaffen. Mit „Selbstjustiz“ (Wagenbach, 2017) kleidet er Fragen nach Recht und Gewalt, Rache und Moral in eine lakonisch-verknappte Erzählung: eine menschliche Tragödie im Gewand eines maritimen Thrillers. Dabei erweist sich der Autor einmal mehr als „Formalist“ im besten Wortsinn, dessen Schreiben vom Spiel mit Genres, Formen, Erzählhaltungen und Lesererwartungen lebt. Und einer atmosphärischen Schärfe, mit der er die melancholische Landschaft der Bretagne wie einen feinen Schleier über die Seelen seiner Protagonisten legt – „weder Nebel noch Wind, sondern ganz einfach ein unzerreißbarer Vorhang, der uns von den Dingen trennt.“ Kongenial ins Deutsche übertragen hat das elegante Sprachkunstwerk der Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel, der mit dem Autor über den Roman ins Gespräch kommt.

Eintritt: 5€ (Abendkasse: 6€)