Rolien ist elf Jahre alt, steht kurz vor dem Ende der goldenen Puppenzeit und ist reichlich seltsam, ebenso »mädchennärrisch« wie im Spiel der Phantasie gefangen. Ihre Schulaufsätze werden als zu blutrünstig verworfen. Dabei kennt sie alle Fremdwörter, hat einen anspruchsvollen erfundenen Freund und eine anspruchsvolle reale Freundin, die sommers wie winters Blusen und zwei Diamantenringe trägt.
Später möchte Rolien mal ein Mann werden, der in Paris wohnt, Rudolf heißt und kein Akrobat ist. Der Plan mit Paris geht auf, und Akrobat wird sie tatsächlich nicht, dafür Gouvernante, Nacktmodell, Hilfsfotografin, Buchhandelsassistentin, Hobbyphilosophin und Vielleserin. Während sie durch die Stadt spaziert und auf Sätze wartet, begegnet sie interessanten Personen, von denen sie so einiges lernt. Am Ende lässt sie alle Vögel frei.
© Erben Josepha Mendels
Josepha Mendels (1902–1995) wuchs in einer jüdisch-orthodoxen Familie in den Niederlanden auf. Sie wanderte zunächst nach Paris aus, schrieb dort journalistische Texte und ihren ersten Roman. Danach emigrierte sie nach London, wo sie bei einem Nachrichtendienst angestellt wurde. 1945 kehrte sie nach Paris, erst drei Jahre vor ihrem Tod in die Niederlande zurück. In Paris arbeitete sie in der Pressestelle der niederländischen Botschaft und wurde im Alter von 46 alleinerziehende Mutter eines Sohnes. 1970 erschien ihr letzter Roman, ihr Debüt als Schauspielerin feierte sie mit 72 Jahren. Mendels erhielt für ihre Werke viele Preise und wurde in den Niederlanden schon in den achtziger Jahren besonders in feministischen Kreisen gefeiert.