Paradies

Paradies

Roman

Aus dem Englischen von Ingo Herzke.

Quartbuch. 1.8.2005
368 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag
22,50 €
ISBN 978-3-8031-3196-6
vergriffen

Das Paradies ist Hannah Luckraft nicht fremd: Einen Hauch davon spürt sie auf der Haut ihres Liebhabers und in jedem Drink, den sie zu sich nimmt.

Hannah Luckraft ist Ende dreißig, ihr Leben alles andere als eine Erfolgsgeschichte, und es dämmert ihr, dass es so eigentlich nicht weitergehen kann: Die Anzeichen, dass es ihrer Seele nicht gut geht, mehren sich, und auch auf ihren Körper ist kein Verlasss mehr. Der Zahnarzt Robert scheint ihr Liebe und Rückhalt zu bieten; vielleicht ist er aber auch nur ein weiteres Symptom jenes Problems, für dessen Beseitigung es höchste Zeit wird.
Hannah begibt sich auf die Suche nach einem Ort, an dem sie glücklich sein kann: ihrem Paradies.
In ihrem neuen Roman gelingt es A. L. Kennedy, das Trostlose und das hinreißend Komische, zarte und schockierende Momente miteinander zu verbinden. Es ist die ergreifende Geschichte einer gescheiterten Existenz, ein Roman voll finsterer Abgründe und lyrischer Stellen von atemberaubender Schönheit. Ein mutiges und kompromissloses Buch.

A. L. Kennedy

Alison Louise Kennedy, 1965 im schottischen Dundee geboren, gehört seit ihrer ersten Aufnahme in die legendäre Granta-Anthologie »Best of Young British Writers« (1993) zu den meistbeachteten Autorinnen Großbritanniens und gewann zahlreiche Preise. Die Autorin, Dramatikerin, Komikerin und Filmemacherin lebt in Glasgow.

»Eine brillante Geschichte, ein Buch, das man nicht vergisst. Großartig!« Sigrid Löffler im RBB Kulturradio

Pressestimmen

»Die Geschichte, die A. L. Kennedy erzählt, ist nicht besonders spektakulär, aber wie sie sie erzählt, ist eine Sensation. Atemberaubend in ihrer Suggestion nimmt sie uns mit hinein in Hannahs Erleben, in die Gefühls- und Gedankenwelt einer Frau, die noch als Taumelnde hinreißend witzig, deftig erotisch und auf sanftmütige Weise zärtlich sein kann, und die nie um Worte verlegen ist. Hannah ist intelligent, und sie hat für alles, was im Suff in ihr vorgeht eine Übersetzerin, die bei aller sprachlicher Artistik immer die Balance hält, nie mit ihrer Heldin abstürzt. ...

A. L. Kennedy kann auch das Schwerste, nämlich über Sexualität schreiben, in all ihren Facetten, vulgär und zart, romantisch und schnoddrig, sinnlich und abstoßend, denn sie hat für alles neue, nie gehörte Worte, und die alten setzt sie so, daß sie unbenutzt erscheinen. ...

Für den Leser, die Leserin bedeutet das Leseglück, Gleißendes Glück, um mit einem früheren Buchtitel von A. L. Kennedy zu sprechen. Für dieses Glück ist auch dem Übersetzer Ingo Herzke zu danken. Paradies erlaubt eine inhaltliche, eine sprachliche Erfahrung, die Spuren hinterläßt, zumindest die, ein einzigartiges Buch gelesen zu haben, das beweist, wie großartige Literatur sein kann, die einen mitnimmt und erschüttert, die einen weinen und lachen läßt über ein Leben, das man nur ums Verrecken selbst führen könnte, das aber für jeden, der Alkohol trinkt, fühlbar ist in seinen Verlockungen und seinem Fluch, und das einem so nah kommt, daß es einen Fürchten und Bewundern lehrt.

Ob Hannahs Hellsicht Grund oder Ergebnis der Sucht ist, darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Eindeutig ist hingegen, daß A. L. Kennedy mit ihrem furiosen Roman beweist, daß eine Frau mit ihrer Wahrnehmungsstärke und Sprachkraft, mit ihrem Mut zur literarischen Unbedingtheit und Modernität nichts anderes werden konnte als eine singuläre, souveräne Schriftstellerin, deren Werk nun in die Kategorie nobelpreisverdächtig gehört.«

Barbara Dobrick, Radio Bremen

»A. L. Kennedy stellt eine Trinkerin in den Mittelpunkt, mit deftigem Realismus. Und was herauskommt ist keine Reportage, kein Schmuddelbuch, sondern große Literatur. ...

In dem Buch kommt kein Mord vor, aber es ist spannend und konkret erzählt. Zugleich ist es eine Studie über die Ambivalenz des Alkoholismus. Auf die Ambivalenz kommt es hier an: der Suff wird nicht verherrlicht, er ist ein Verfall, aber er erlaubt auch eine Außenseiterexistenz und eine auf Erfahrung gegründete andere Sicht der menschlichen Gesellschaft. ...

Das Erstaunliche an dem Buch von A. L. Kennedy ist nun, daß es diese Lebenserfahrung der Unplanbarkeit als literarische Form gestaltet. Die Erzählung bricht oft ab, geht in Traumgeschichten über oder versinkt im Delirium. Hannahs Leben ist unangepaßt an bürgerliche Zeitgestaltung; ihre Erzählweise ist unangepaßt an die Einheitsform des bürgerlichen Romans. Diese Kongruenz macht die literarische Qualität aus: Filmriß als Stil. ...

Ich habe das Buch zweimal gelesen und fand es jedes Mal als von großer Spannung. Denn es ist eine hinreißende Liebesgeschichte, die vor den Augen des Lesers folgendes Drama enthüllt: Der geliebte Robert ist Trinker wie Hannah. In glücklichen Momenten erfahren sie den gemeinsamen Rausch von Alkohol und Sex. ...

A. L. Kennedy gibt uns einen Liebesroman von gedanklicher Radikalität und unverwechselbarer Machart. Paradise lost. Das ist auch eine alte Geschichte. Aber hier ist es, als höre man die Klage zum ersten Mal, daß das Paradies verloren ist.«

Kurt Flasch, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Wir schwimmen durch den Roman, wie Pegeltrinker, die nicht recht wissen wie ihnen geschieht, sich in diesem Zustand aber auf fast schon wohlige Art einzurichten wissen. A. L. Kennedy schenkt nach, und schließlich stolpern wir in eine Art Delirium, spüren einerseits nichts mehr und haben andererseits wirbelnde Bilder im Kopf. Die grell und dumpf zugleich sind. ...

Was mit solchen schroffen Verven geschrieben ist, das muß gelesen werden, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. ...

Eine wunderbar brachiale Ironie und ein nimmer endender Sarkasmus freilich sind in jeder Zeile zu spüren. Und die besondere, kaum zitierfähige Meisterschaft A. L. Kennedys liegt wohl doch in ihrer Fähigkeit, auf auffällige Weise unorginelle Sätze zu schreiben, die unauffällig nachwirken.«

Friedhelm Rathjen, Die Zeit

»Ein großartiger Roman. ... Hätte es noch eines weiteren Belegs für Kennedys literarische Meisterleistung bedurft, das Finale, bei dem sich die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit so unmerklich wie unaufhaltsam verschieben, würde ihn spielend beibringen.«

Thomas Wegmann, Der Tagesspiegel

»Nein, mit paradiesischen Um- und Zuständen wartet Kennedys Roman so gut wie nirgendwo auf – es sei denn, man verlagere seine diesbezüglichen Ansprüche auf die sprachliche Ebene. Dort freilich garantiert der Name der Autorin für eine Fülle durchtriebener Freuden, denen der Übersetzer Ingo Herzke, durch die Übertragung frühere Romane und Erzählungen an der lakonischen Diktion der Schottin geübt, mit sichtbaren Gusto nachgespürt. ...

Eine beträchtliche Innenspannung liegt zwischen diesem motivischen Sumpf und dem Intellekt, der ihn erzählend reflektiert. Man würde zögern, Hannah Luckraft als Alkoholikerin zu bezeichnen und damit quasi ihre ganze Persönlichkeit der Substanz einzuverleiben, von der sie abhängig ist; glücklicherweise hält das Deutsche das Wort ‚Trinkerin’ bereit, welches sozusagen die Umkehr der Verhältnisse erlaubt. ...

Es ist Kennedy hoch anzurechnen, wie sie in dieser Familienkonstellation einen möglichen Hintergrund für Hannahs Sucht andeutet, ohne dabei in der Nähe von Schuld-zuweisungen oder hausbacken psychologischen Herleitungen zu geraten.«

Angela Schader, Neue Zürcher Zeitung

»A.L. Kennedy ist mit ihrem neuen Roman, der von der englischsprachigen Kritik zu Recht bejubelt wurde, in eine Domäne männlichen Schreibens eingedrungen; doch anders als etwa Joseph Roth, Wenedikt Jerofejew oder Ernest Hemingway erkundet sie die Bedeutung des Alkoholismus und verlegt den Hauptschauplatz nach innen. Dort, im Körper und im Geist, wütet das Destillat, während es in der zwischen-menschlichen Begegnung tragikomische Blüten treibt. ...

In Kombination mit einem kalten weiblichen Blick auf die Welt, einer virtuosen Sprachgebung und der Verweigerung jeglicher Lektionen ergeben die Texte Kennedys ein knallhartes Bild der Realität, auch wenn es für die Protagonistin hier vom Weichzeichner Alkohol getrübt ist. ...

Ein Roman von größter Sprachkraft.«

Alexander Millner, Die Presse

»... simply brilliant«: Britische und amerikanische Pressestimmen zu Paradies

»A brave and uncompromising book that lingers in the mind, Paradise is A. L. Kennedy on top form.«

Carol Birch, The Independent

»Kennedy remains one of the most linguistically inventive and captivating British writers of the age, and Hannah owns a kind of regal, dark humour that elevates her above her own ruin.«

Stephanie Merritt, The Observer

»Hannah's literary journey through the bottle-glass is the opposite of wonderland, and Kennedy's lyrical celebration of this new, already ruined role is the novel's biggest comi-tragedy and most skilled paradox. Beautifully written, so lucid that it actually spikes its own attempts at realism, Paradise is a faultless performance of rhetorical nihilism ... This double-vision of heaven and hell is her sharpest vision yet.«

Ali Smith, The Guardian

»This is an unflinching book, elevated by the sublime quality of Kennedy’s writing. Lacerating comedy is pitted against passages of sheer beauty: a surreal train journey with a grotesque cast of characters, presided over by a black-gloved, satanic barman eases into a scene of utter pathos, as Hannah, bereft and suffering from amnesia, fancies her lost lover transformed into a swan.«

Catherine Taylor, Independent on Sunday

»Her sentences have a habit of sending one back to the everyday reality one inhabits, to touch everything in it, to savour it, because she has altered its landscape and created it anew.«

Neel Mukherjee, The Observer

»As topics, drinking and drunkenness are a literary staple, done to death by so many (mostly male) writers that they have become almost banal. Kennedy’s prose, while sounding the commonplace morass of the drinker beyond redemption, is the opposite of banal. It is rich and precise and dense in its heady sensuality. Like the drams that fuel the protagonist, it is fiery and refreshing at once.«

Angel Gurria Quintana, FT Magazine

»The other key factor is Kennedy's technical prowess. Her sentences, heavy with Hannah's emotional baggage and physical wear, feel almost weightless, as though the words were a ghostly acoustic aspiring to breath. No-one punctuates prose more precisely, controlling meaning, rhythm and cadence with slipstreamed care.«

Tom Adair, The Scotsman

»Paradise is a truly superb novel. ...The richness of language is in itself enough to make Paradise an enormous pleasure to read; but the book’s real power comes from the way Kennedy uses such lyricism to explore the meaning of alcoholism. Kennedy has fathomed many sorts of relationship in her novels and short stories, and in Paradise she dissects the intricate bond between drinker and drink. ...

Kennedy has long been acknowledged as a leading voice in British fiction, but Paradise takes her on to a new level of achievement. It is simply brilliant.«

Andrew Crumey, Scotland on Sunday

»A marvelous novel. ... Kennedy's prose, a concentrate of acrid wit and sorrowful precision, is astonishing as always, achieving both a prehensile immediacy of sensory experience and a sidelong spiritual journey.«

Jessica Winter, The Village Voice

»This is a wiser, braver, and sweeter work than we have yet seen – Kennedy's greatest achievement to date.«

Jennifer Haigh, The Boston Globe

»You won't ever read a book that describes alcohol so lovingly, that treats each level of intoxication with the respect due an old friend. Nor will you ever encounter more terrifying passages of alcohol withdrawal. You also won't find finer prose than this anywhere in English. This novel is her most accomplished, her most personal.«

Richard Wallace, The Seattle Times

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