Wahrheit und Politik
vergriffen
In der Vorstellung des normalen Bürgers sind Wahrheit und Politik unvereinbar, Lügen scheint vielmehr zum Handwerk des Politikers zu gehören. Haben wir vielleicht eine grundsätzliche Abneigung gegenüber Tatsachen, die nicht unser Gefallen finden?
Die Verbreitung von Tatsachen wird in Diktaturen skrupellos unterdrückt; demokratische Systeme gehen subtiler vor und marginalisieren sie als Meinungsäußerungen. Aber welche Auswirkungen hat es, wenn zwischen Tatsachen und Meinungen nicht mehr unterschieden wird? Wo bleiben Wahrheit und Wirklichkeit im politischen Alltag, wenn letztlich alles in Frage gestellt und alles behauptet werden kann? Welche Auswirkungen hat es, wenn offizielle Regierungspolitik auf Lügen basiert?
Hannah Arendt und Patrizia Nanz gehen diesen Fragen aus philosophischer und politikwissenschaftlicher Sicht nach. Ihre Ausführungen lassen den Leser sein Verhältnis zu Wahrheit und Lüge, aber auch zur Politik überdenken und neu gewichten.
Hannah Arendt
Hannah Arendt, geboren 1906 in Linden, studierte unter anderem Philosophie bei Martin Heidegger, Edmund Husserl und Karl Jaspers. Seit 1933 lebte sie im Exil, seit 1941 in den USA. Zu ihren berühmtesten Werke zählen »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft« und »Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht von der Banalität des Bösen«. Arendt starb 1975 in New York.
© Stephan Meyer-Bergfeld