Künstliche Atmung

Künstliche Atmung

Roman

Aus dem argentinischen Spanisch von Sabine Giersberg.

Quartbuch. 1.8.2002
224 Seiten. Gebunden
19,50 €
ISBN 978-3-8031-3173-7
zur Zeit nicht lieferbar

Eine Familiengeschichte über mehrere Generationen, die durch die Landschaften des Exils bis nach Europa führt.

Piglias während der argentinischen Militärdiktatur entstandener Roman thematisiert Lateinamerikas schicksalhafte Verbindung mit Europa. Exil, Briefe, Geschichtsfetzen, ungeheuerliche Lebensläufe – dies ist der Stoff des Romans, dessen Autor als wichtigster Repräsentant der argentinischen Gegenwartsliteratur gilt.
Ein junger Schriftsteller, Emilio Renzi, veröffentlicht seinen ersten Roman, der von einem Ehebruch aus den vierziger Jahren erzählt. Erst nach der Veröffentlichung lernt er den Protagonisten kennen, seinen Onkel Marcelo Maggi, der zurückgezogen in der Provinz lebt und Briefe eines Vorfahren entziffert: Es handelt sich um Enrique Ossorio, in der Mitte des 19. Jahrhunderts Sekretär des Diktators Rosas. Er wurde, halb tragischer Held, halb Verräter, auf dem Weg über Buenos Aires, New York und Santiago, Zeuge der tumultuarischen Geschichte seines Kontinents.

Die Übersetzung wurde durch die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V. (litprom) unterstützt.

Ricardo Piglia

© Eduardo Grossman

Ricardo Piglia

Ricardo Piglia wurde 1941 in Adrogué nahe Buenos Aires geboren. Seit seinem Debüt 1967 »La invasión« machte er sich mit zahlreichen Romanen und Kurzgeschichten einen Namen und gilt in seiner Heimat längst als moderner Klassiker. 1998 gelang ihm der Vorstoß in die Kinowelt mit dem Drehbuch zu dem Film »La sonámbula« von Fernando Spiner, der mit dem Preis des argentinischen Nationalen Instituts für Filmkunst ausgezeichnet wurde. Auch seine Arbeiten als Kritiker und Essayist machten ihn zu einem der berühmtesten Autoren Argentiniens, entgegen dem Willen des Militärregimes, das lange Zeit versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen. An den amerikanischen Universitäten Princeton und Harvard lehrte Ricardo Piglia Literatur und Film, von der Universidad de Buenos Aires wurde er zum Ehrenprofessor ernannt. Am 6. Januar 2017 starb Ricardo Piglia in Buenos Aires.

»Einer der wichtigsten argentinischen Autoren der Gegenwart.« Richard Kämmerlings, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Pressestimmen

»Piglias Hauptwerk in der vorzüglichen Übersetzung von Sabine Giersberg.

Künstliche Atmung ist ein Erzählspiel von faszinierender Rätselhaftigkeit und zugleich von existentieller Dringlichkeit. Piglias Schreiben ist nicht in den Schubladen von Moderne, Postmoderne, Avantgarde unterzubringen und schon gar aufs Klischee vom magisch-lebensprallen lateinamerikanischen Roman zu reduzieren.«

Andreas Breitenstein, Neue Zürcher Zeitung

»Eine argentinische Version von Kafkas Prozeß.

Ricardo Piglias Roman Künstliche Atmung könnte die Lücke zwischen Pop und Postmoderne ausfüllen. Beides vereinend, ist es im Ergebnis doch mehr als ein Krimi mit hochtrabenden Zitaten: Es ist ein Buch über den Terror und die Sprachlosigkeit, dessen Brisanz darin besteht, daß es vor den Augen der Täter, des argentinischen Militärs, geschrieben wurde.«

Timo Berger, Die Zeit

»Wenn es ein Genre gibt, das der deutschen Gegenwartsliteratur zu ihrem Schaden fehlt, dann ist es der historische Roman. Daß Übersetzungen diese Lücke füllen können, kann man an den Romanen des Argentiniers Ricardo Piglia überprüfen.«

Richard Kämmerlings,

Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Es gibt immer noch kühne Romane, die sich auf neue Gebiete vorwagen.

Mehr als zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen liegt Piglias experimenteller Klassiker eines geistesgeschichtlichen Romans in deutscher Übersetzung vor: Zu besichtigen ist ein Wunderwerk an Inspiration und Reflexion, das allerdings auch die gehörige Mitarbeit des Lesers verlangt. Das liegt nicht zuletzt daran, daß das erstmals 1980 erschienene Buch auch eine politische Tat birgt, die den Autor unter der damaligen Militärdiktatur, an deren Zensur es nach allen Regeln der Verschlüsselungskunst vorbeigeschmuggelt wurde, leicht um Kopf und Kragen hätte bringen können.«

Volker Breidecker, Süddeutsche Zeitung

 

»Entstanden zur Zeit der Diktatur, als der argentinischen Gesellschaft die Lebensluft abgedreht wurde, gleicht der Roman einer geistigen Intensivstation. Unter den Bedingungen der Ausgangssperre durchmessen seine erzählerischen Gedankengänge einen immensen Reflexionsraum. Themen sind die Vernichtung der Kultur, die Zensur, das Exil, der Bankrott der Utopien, die Literatur als Überlebensmittel.«

Eberhard Falcke, SWR Bestenliste

»Eines der wichtigsten Werke der argentinischen Gegenwartsliteratur.

Erzählen als Form des Widerstands gegen staatliche Anmaßung und Unterdrückung – das ist Ricardo Piglias Überzeugung. Denn während viele andere Intellektuelle seiner Generation Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre Guerillaorganisationen bildeten, um sich gegen den Terror wechselnder Militärregime zu wehren, kannte er immer nur eine Waffe: das Wort, vertraute auf die Fähigkeit subversiver Kreativität.«

Peter B. Schumann, Norddeutscher Rundfunk

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