Machen wir Frieden oder haben wir Krieg?

Machen wir Frieden oder haben wir Krieg?

Auf UN-Mission in Afghanistan

Politik. 20.9.2011
272 Seiten. Gebunden
Buch 9,90 € / E-Book 14,99 €
ISBN 978-3-8031-3637-4
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Afghanistan – Geschichte von Wiederaufbau und Befriedung oder Beispiel des Scheiterns westlicher Einmischung? Tom Koenigs’ Aufzeichnungen als höchster UN-Vertreter in den entscheidenden Jahren erlauben einen bisher unbekannten – und ungeschönten – Blick hinter die Kulissen. Und sie sind eine stilistische Seltenheit: Frisch, witzig, fast literarisch und vollkommen unbefangen.

Woche um Woche hält der Sondergesandte Tom Koenigs seine Erlebnisse und Erfahrungen in Afghanistan für sich und seine Freunde fest. Er erzählt von den komplizierten diplomatischen Beziehungen, von westlichen Botschaftern, denen das Hemd näher ist als die Hose, von der problematischen Rolle der Medien, von wilden Autofahrten und hoher Diplomatie im Wüstensandsturm, von seinem Besuch beim König und den Reisen nach New York zu Kofi Annan. Immer wieder beschreibt er das absurde Protokoll, den Prunk und Plunder, seltsame Konstanten trotz der offensichtlichen Zunahme von Gewalt, Bombenanschlägen und Selbstmordattentaten. Koenigs analysiert die Entwicklungen und stellt bald fest: Jeder getötete Taliban mobilisiert drei neue – wie das Gorgonenhaupt. Aber seine Gelassenheit beschützt der Alltag, sein Gesprächspartner Alberto, seine zwölf rumänischen Leibwächter und sein Gärtner, der die beiden Rosenstöcke im Garten pflegt, mit den sechs verschiedenen gepfropften Sorten. Da die Notizen ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, sind sie ganz »undiplomatisch« geschrieben und halten unfrisierte Gedanken nicht zurück. Sehr kritisch, oft selbstkritisch schildern sie die eigenen Schwächen genauso ungeschützt wie die Freude des Diplomaten, dem mit seinen manchmal unorthodoxen Methoden Erfolg beschieden ist, indem er die komplexen Machtmechanismen für seinen Auftrag nutzt: die Sicherheit der Bevölkerung wiederherzustellen und die Menschenrechte zu schützen.

Einen Beitrag aus "Kulturzeit" zu Tom Koenigs und seinem Buch

finden Sie hier!

Joscha Schmierer

Joscha Schmierer, 1942 in Stuttgart geboren, studierte Geschichte und Philosophie in Tübingen, Berlin und Heidelberg. In der 68er-Bewegung politisch aktiv, war er von 1983–99 Redakteur der Monatszeitschrift »Kommune«. 1999 bis 2007 arbeitete er im Planungsstab des Auswärtigen Amtes. Er publiziert regelmäßig zu Fragen der internationalen Politik, u. a. den Zwischenruf zur Außenpolitik auf der Website der Heinrich-Böll-Stiftung.

Tom Koenigs

© privat

Tom Koenigs

Tom Koenigs, 1944 geboren, studierte in Berlin, arbeitete bei Opel in Rüsselsheim als Schweißer. Später wurde er Elektromechaniker, arbeitete als Buchhändler, Taxifahrer und Übersetzer in Frankfurt und ist seit 1983 Mitglied der Grünen, von 1989–1999 Dezernent für Umwelt, von 1993–1997 außerdem Stadtkämmerer in Frankfurt. 1999–2002 stellvertretender Sondergesandter der UN im Kosovo, 2002–2004 Leiter der UN-Mission in Guatemala, 2005 Menschenrechtsbeauftragter im Auswärtigen Amt, 2006 und 2007 Leiter der
zivilen UN-Mission in Afghanistan. Von 2009–2017 im Bundestag, dort Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses.

www.tomkoenigs.de

»Wer das Buch liest, versteht besser, warum in Afghanistan so viel so schiefgelaufen ist.« Ralf Beste, SPIEGELonline

Pressestimmen

»Diese Briefe von Tom Koenigs aus seiner Zeit in Afghanistan sind so fein gedacht und formuliert, von so viel Fleiß und Selbstironie durchdrungen, dass man ganz traurig wird, wenn man daran denkt, wie einfältig und schrill zugleich deutsche Diplomatie heute betrieben wird. Koenigs hat ein feines Gespür für die absurde Poesie alltäglicher Szenen, gestattet sich aber auch eine aufrichtige Faszination, nie schreibt er hochmütig über seine Gesprächspartner. Besonders anrührend sind die Passagen, in denen Koenigs über sich selbst reflektiert. Sie vor allem machen deutlich, was in der politischen Kommunikation so fehlt, nämlich der Mut zum geäußerten Selbstzweifel. Im Gedächtnis bleibt von Koenigs' Buch jedoch vor allem die gute Laune, die in Berichten über Afghanistan ganz unerwartet ist. Dieses Buch, ein augenblicklicher Klassiker, verlangt nach einer Fortsetzung. Briefe aus Berlin möchte man lesen, liebevoll verfasst von Tom Koenigs, Außenminister der Bundesrepublik Deutschland.«

Nils Minkmar, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

 

»Da die Texte ursprünglich nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, sind diese tagebuchartig sortierten Berichte ganz ‚undiplomatisch' geschrieben und halten unfrisierte Gedanken eben gerade nicht zurück. Das macht das Buch lesenswert. Wenn ein erklärter Bürokrat ein Buch über Afghanistan schreibt, dann kann nichts Gutes dabei herauskommen, möchte man meinen. Tom Koenigs beweist uns das Gegenteil, denn diese Berichte sind eine stilistische Seltenheit: Sie lesen sich witzig. Zunächst einmal hat Koenigs Humor. Das hilft, auch in schlimmer Lage. Dann ist er einer, der – auch beim Schreiben – Geduld aufbringt. Koenigs schildert mit wohltuender Distanz zeremonielle Empfänge, die in schöner Regelmäßigkeit im afghanischen Staub versinken. Er gibt uns Lesern damit – vielleicht ungewollt – auch in etwa ein Bild der afghanischen Vergeblichkeit.«

Salli Sallmann, Kulturradio

 

»Weil Koenigs sich bei seinen Aufzeichnungen nicht auf die hohe Ebene der Politik beschränkt, sondern auch gern und mit einer gewissen Selbstironie auf die alltäglichen Lebensbedingungen, ihre Beschwernisse, aber auch ihre manchmal unübersehbaren komischen Aspekte eingeht, liest sich das Buch nicht nur spannend, sondern auch durchaus vergnüglich. Meist ist man sehr beeindruckt von dem nachhaltigen Engagement des Unama-Leiters für die Menschenrechte und von seiner schier unermüdlichen Kommunikationsarbeit. Man nimmt Koenigs gern ab, dass er ein nachdenklicher Zuhörer und Beobachter ist. Insgesamt eine aufschlussreiche und lohnende Lektüre.«

Wilfried von Bredow, Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

»Eigentlich hätte die UNO dieses Buch verbieten müssen. Es ist so unglaublich undiplomatisch, so offen, selbstironisch und grundsympathisch, dass es einem die Schuhe auszieht. Ich stelle mir vor, wie UN-Sekretär Ban Ki-moon vor den Sicherheitsrat tritt, das Tagebuch drohend in die Höhe reißt und zornbebend ausruft: „Was erlauben Sie sich, Koenigs!" Dieser Tom Koenigs besitzt die Unverfrorenheit (er nimmt sich die Freiheit), so schonungslos über den „diplomatischen Dienst" zu schreiben, wie er tatsächlich ist: seltsam, kindisch, langweilig, absurd und in manchen Momenten interessant. Unbesorgt um seinen Ruf verwirft Koenigs alle Sprachregelungen der Diplomatie und stützt sich nur auf eigene Beobachtungen und Erfahrungen. Das ist ungeheuerlich! Aber auch ungeheuer komisch.«

Wolfgang Michel, Der Freitag

 

»Morden, Brandschatzen und Foltern sind in Afghanistan alltäglich. Auf diesem schwierigen Terrain ist Tom Koenigs für den Schutz der Menschenrechte zuständig gewesen. Er hat über seine Erlebnisse ein kenntnisreiches, gut lesbares Buch geschrieben. „Machen wir Frieden oder haben wir Koenigs?", fragt der Mann, der 2006/2007 der höchste Vertreter der UN am Hindukusch war. Koenigs erzählt farbig, voll sprechender Szenen, engagiert und mit eleganter Leichtigkeit. Die Frische seiner Texte verdankt sich dem Humor des Autors und der spontanen Erzählsituation, denn es handelt sich um Briefe an Familie und Freund. Sein Buch gibt Einblick in die Knochenarbeit der Friedensbauer, die Mentalität der Patschunen, die prekäre Abhängigkeit der UN von den Geberländern und in die Interessen, die Friedenserfolgen entgegenstehen.«

Eva Kirn-Frank, Stuttgarter Zeitung

 

»Koenigs' Aufzeichnungen zeigen den ungeschönten Blick hinter die Kulissen. Kritisch und oft auch selbstkritisch hinterfragt Diplomat Koenigs die Mission des Westens in Afghanistan. So beschreibt Tom Koenigs in seinem Buch die Schwierigkeiten der Afghanistan-Diplomatie auf entwaffnend offene Weise und tut dies mit subtiler Ironie.«

Hannah Kristina Friedrich,3sat Kulturzeit

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