Monopoly: Das Spiel, die Stadt und das Glück

Monopoly: Das Spiel, die Stadt und das Glück

KKB. 20.9.2011
144 Seiten. Gebunden mit Schildchen und Prägung
24,– €
ISBN 978-3-8031-5181-0
vergriffen

Andreas Tönnesmann enthüllt das Geheimnis des erfolgreichsten Gesellschaftsspiels aller Zeiten: Idealstadtmodelle und moderne Utopien werden auf simple und massentaugliche Regeln reduziert. Wer Monopoly gewinnen will, muss seine gute Erziehung vergessen und den Instinkten freien Lauf lassen.

Tausende spielen es täglich rund um die Welt, nahezu 200 Millionen Mal verkaufte es sich seit seiner Patentierung vor 76 Jahren. Das blassgrüne Quadrat des Spielbretts, das von bunten Straßen gesäumt wird, birgt vor allem für Jugendliche, die strategischen Spielwitz und Glück auf sich vereinen, scheinbar unerschöpfliche Möglichkeiten der Geldvermehrung. Erwachsene dagegen betrachten das Spiel oft mit Argwohn als Einübung in die Regeln eines vermeintlich rüden, urtümlichen Kapitalismus. Kein Wunder, dass Monopoly in allen sozialistischen Ländern streng verboten war – und als Schmuggelware stets reißenden Absatz fand. Andreas Tönnesmann setzt hinter diese vorschnelle Bewertung ein entschiedenes Fragezeichen. Er entführt den Leser in die Entstehungszeit des Spiels und erzählt die Glücksgeschichte seines Erfinders Charles Darrow. Und er zeigt, dass Monopoly eine Stadt ist, in der sich widersprüchliche ökonomische Denkansätze – Privateigentum und Preiskontrolle, staatliche Alimentierung und freie Konkurrenz – zu einer einzigartigen Utopie, zu einem künstlichen Wirtschaftssystem verbinden. Aber es ist auch Abbild eines geometrisch geordneten Gemeinwesens, eine »Idealstadt«, zu deren Ahnherren Thomas Morus, Albrecht Dürer, Jules Verne oder Frank Lloyd Wright gehören.

Andreas Tönnesmann

© Vera Markus

Andreas Tönnesmann

Andreas Tönnesmann (1953–2014) studierte Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften in Deutschland und Italien. Nach Lehrtätigkeiten in Bonn, Augsburg und Basel war er seit 2001 Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich und galt als einer der profundesten Kenner der Renaissance und der europäischen Stadtgeschichte.

»Tönnesmann verbindet in gekonnter Weise all die Aspekte, die laut Credo der Kulturwissenschaften zusammengehören, und das sind prinzipiell alle, ohne Ausnahme.« Roman Herzog, Südwestrundfunk

Pressestimmen

»Andreas Tönnesmann nimmt uns mit auf eine Reise durch das zwanzigste Jahrhundert, angereichert von individuellen Erinnerungen – des Autors wie der Leser. Wie kaum ein anderes Spiel hat Monopoly weltweit ein Stück Alltagskultur geprägt, ob man nun fast süchtiger Anhänger des als Kapitalistenschule verrufenen Spiels war oder vehementer Gegner. Die Sachlage ist dabei allerdings weitaus komplizierter, als dass Monopoly so einfach als Kapitalistenschule anzuhaken wäre. Vielmehr finden sich zahlreiche ungeahnte Bezüge des Spiels bei utopischen Gesellschaftsentwürfen ebenso, wie bei Architekturträumen der Renaissance oder des Mittelalters, also lange vor der vollständigen Durchdringung unseres Alltagslebens durch den schnöden Mammon. In dem Buch finden sich oft kurzzeitige Abstecher und spielerische Ausbrüche, wobei der Autor immer souverän den Erzählfaden in der Hand behält und den Leser sicher zu seiner Darstellung zurückgeleitet. Und genau diese dutzenden Exkurse zu Platon, den Ursprüngen unserer Wirtschaftstheorie oder den Demokratiegedanken des US-Architekten Frank Lloyd Wright machen dieses Buch so unterhaltsam und lesenswert. Tönnesmann verbindet in gekonnter Weise all die Aspekte, die laut Credo der Kulturwissenschaften zusammengehören, und das sind prinzipiell alle, ohne Ausnahme. Dass Tönnesmann es dabei schafft, nicht in belanglose Allgemeinplätze oder langweilige Details abzugleiten ist der Vorteil des Buchs und macht die Originalität dieses Ansatzes, tendenziell alles mit allem zu verbinden, deutlich.«

Roman Herzog, Südwestrundfunk

 

»Seine Leidenschaft für dieses Spiel hat der Renaissance-Kenner nun in ein geistvoll-gewitztes, stilistisch geschmeidiges Buch verwandelt, das zudem mit zahlreichen Abbildungen glänzen kann. Augenzwinkernd und detailverliebt erzählt Tönnesmann die Monopoly-Story. Zudem fährt Tönnesmann ein architekturhistorisches Arsenal auf, wenn er das Spielfeld mit seinen Straßen als imaginären Stadtraum in die Ideengeschichte der Idealstadt einordnet. Ausführlich präsentiert er die utopischen Entwürfe von Thomas Morus und Campanella und diverse Pläne aus der Renaissance, von denen eine gerade Linie zu Frank Lloyd Wrights wie Monopoly 1935 geschaffenem, komplett durchorganisiertem, Entwurf einer imaginären „Broadcare City" führt. Plötzlich scheint Monopoly in seinen Regeln und seiner Ästhetik nicht mehr nur als Spiegelbild von Kapital und Kommerz, sondern als wohnzimmertaugliche Umsetzung einer zentralen Utopie auch des 20. Jahrhunderts: des Traums von einer idealen Ordnung.«

Alexander Cammann, Die Zeit

 

»Unter der längst ikonisch gewordenen Oberfläche des Monopoly-Bretts gräbt der Autor nach der Utopie einer Idealgesellschaft – so wie Architekten und Projektemacher sie stets aufs Neue den Straßenzügen erträumter Städte eingeschrieben haben. Und entgegen der spätestens seit den siebziger Jahren landläufigen Meinung, Monopoly stelle eine erschreckend unverhohlene Einübung in den Raubtierkapitalismus dar, wird er dabei auch fündig: Im „ökonomischen Dualismus" von Monopoly halten sich zwei entgegengesetzte wirtschaftliche Grundüberzeugungen in der Waage: der Glauben an den interventionistischen Staat, der seine Bürger pro Runde mit einem gesicherten Grundeinkommen versorgt, und die Wette auf ungezügeltes Gewinnstreben, das seinen reinsten Ausdruck in den Wuchermieten der Schlossallee findet. Vielleicht erklärt das auch, warum Monopoly inzwischen unwiderruflich im Zeitalter seiner Historisierbarkeit angekommen ist. Eine Welt, die gelernt hat, dass der unsichtbaren Hand des Marktes ebenso wenig zu trauen ist wie ihrem klassischen Gegenspieler, dem Staat, muss sich, wenn überhaupt, ganz andere Idealstädte bauen.«

Philipp Felsch, Cicero

 

»Tönnesmann erzählt einerseits die Geschichte des Monopoly-Spiels noch einmal detailreich nach und verknüpft damit spannende Überlegungen zu den Wechselwirkungen zwischen Spielen und Politik. Andererseits vertieft Tönnesmann den Blick in die – vor allem europäische – Stadtgeschichte. Er legt die Monopoly-Topographie über alte utopische Modelle einer ‚idealen Stadt'. Mit Exkursionen von der Renaissance bis in die Moderne, von Dürer, Morus, Huizinga, Loos bis Frank Lloyd Wright, präpariert er Parallelen ebenso heraus wie Auseinanderstrebendes. Das liest sich wunderbar leicht und mit viel Erkenntnisgewinn. Der Spaß an Tönnesmanns Buch kommt daher, dass er Monopoly Gedanken spielend aus dem engen ideologischen Käfig befreit hat, in den es im Kalten Krieg geraten war.«

Pieke Biermann, Deutschlandradio Kultur

 

»Andreas Tönnesmann versammelt unzählige Anekdoten zu einer kurzweiligen Lektüre. Er zeigt etwa, wie sich mit den verschiedenen Länderausgaben von Monopoly nicht nur die Währungen änderten, sondern feinfühlig bis opportunistisch auf die politischen Gegebenheiten Rücksicht genommen wurde. Neben der Geschichte will Tönnesmann auch ergründen, warum Monopoly zum beliebtesten Gesellschaftsspiel der Welt geworden ist. Andreas Tönnesmann hat ein umfassendes Buch über Monopoly geschrieben, das bei Fans keine Fragen offen lässt und auch hartnäckige Verweigerer in Versuchung bringen kann, ein paar Freunde anzurufen und die fast vergessen Monopoly-Schachtel aus der Schublade zu ziehen.«

Raffael Fritz, Österreichischer Rundfunk

 

»Der Zürcher Kunst- und Architekturhistoriker Andreas Tönnesmann hat mehrere Tiefenschichten ausgemacht, während er sich an die Spur dieses gut erforschten Geheimnisses der Spielewelt heftete. Er hebt das Spiel in gedankliche Höhen, ernennt es zum politischen Kommentar und zum Erbe der klassischen Idealstadt. „Monopoly" soll eine Allegorie auf die moderne Stadt sein, als kritischer Gegenwartskommentar gelesen werden.«

Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

»Der Historiker und ETH-Professor Andreas Tönnesmann sagt, dem erfolgreichsten Gesellschaftsspiel aller Zeiten liege in Tat und Wahrheit eine Idee aus der Renaissance zugrunde. Wer sich in sein Buch vertieft, wird nicht nur von einer anschaulichen, erfrischend unprofessoralen Sprache überrascht. Tönnesmann erzählt die Geschichte des Spiels mit ihren kulturhistorischen Bezügen, skurrilen Hakenschlägen und Anekdoten so packend, dass man darüber glatt die Zeit vergisst, der Tag vergeht und irgendwann Johnny Walker kommt.«

Ulrike Hark, Tagesanzeiger

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