An die Kunst glauben

An die Kunst glauben

WAT [673]. 20.9.2011
176 Seiten. Broschiert
12,90 €
ISBN 978-3-8031-2673-3
zur Zeit nicht lieferbar

Kunst und Religion: ein altes Thema und, wie Wolfgang Ullrich zeigt, eine höchst aktuelle Geschichte über Glauben, Skepsis, Konkurrenz, Kritik und Markt.

»Jesusbilder und Kirchenfenster – wird die Kunst wieder religiös?«, titelte kürzlich eine große Kunstzeitschrift. Tatsächlich wird das Thema Kunst und Kirche seit einiger Zeit verstärkt diskutiert, das zeigen die vielfältigen Reaktionen auf die farbigen Kirchenfenster namhafter zeitgenössischer Künstler: Gerhard Richter im Kölner Dom, Neo Rauch im Naumburger Dom, Sigmar Polke im Zürcher Großmünster. Wolfgang Ullrich widmet ein Kapitel seines Buches dem Kölner Domfensterstreit von 2007, betrachtet aber auch Werke wie den mit 8.600 Diamanten besetzten Totenschädel des Künstlers Damien Hirst, den er als Ikone des Kapitalismus interpretiert. Daneben erläutert Ullrich die Verbindung Andy Warhols zum Calvinismus und erklärt, wie Katholizismus, Protestantismus und Kunstreligion zusammenhängen. Und er analysiert, wieso auch das moderne Regietheater viel frömmer ist, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. In acht Kapiteln denkt Wolfgang Ullrich über Kunst und Religion sowie darüber nach, was den Glauben an die eine vom Glauben an die andere unterscheidet. Gewohnt thesenstark und mit unerwarteten Perspektiven.

Wolfgang Ullrich

© privat

Wolfgang Ullrich

Wolfgang Ullrich, geboren 1967 in München, studierte dort ab 1986 Philosophie, Kunstgeschichte, Logik/Wissenschaftstheorie und Germanistik. 1994 promovierte er mit einer Dissertation über das Spätwerk und Ereignis-Denken Martin Heideggers. Neben Lehraufträgen an verschiedenen Hochschulen war er von 1997–2003 als Assistent am Institut für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste in München, 2003/04 war er Gastprofessor für Kunsttheorie an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Seine Professur für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, die er seit 2006 innehatte, legte er 2015 nieder. Seither lebt er als freier Autor in Leipzig. Zahlreiche Publikationen, insbesondere zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, über moderne Bildwelten sowie Wohlstandsphänomene. Er ist Mitherausgeber der Reihe DIGITALE BILDKULTUREN.

Twitter: @ideenfreiheit // Blog: ideenfreiheit.de

»Erfrischend provokante Fragen an den Kunstbetrieb vom Enfant terrible der Kunstkritik« Oliver Pfohlmann, Neue Zürcher Zeitung

Pressestimmen

»Seit seinem überraschenden Besteller ‚Mit dem Rücken zur Kunst. Die neuen Statussymbole der Kunst' ist der in Karlsruhe lehrende Kulturwissenschaftler Wolfgang Ullrich so etwas wie das Enfant terrible der Kunstkritik. In der Pose des lässig-coolen, notorisch skeptischen Intellektuellen klopft er mit dem Hämmerchen seiner vergnüglich zu lesenden Essays die einschüchternden Selbstbeschreibungen des Kunstbetriebs ab. Und da klingt es oft verdächtig hohl. Es sind einmal mehr erfrischend provokante Fragen an den Kunstbetrieb, die Ullrich in seinem neuen Buch mit dem Titel ‚An die Kunst glauben' stellt: Wird eine Kunst, die mit religiösen Leistungsansprüchen auftritt, nicht hoffnungslos überfordert? Warum projiziert die Kunstwissenschaft ihre Sucht nach tiefen Bedeutungen selbst auf Werke, die sich gerade durch ihre Lust an der Oberfläche und einer Transzendenz-Skepsis auszeichnen wie die Andy Warhols? Für Ullrich ist es kein Zufall, dass heute Betrachter vor noch so unverständlichen Bildern der Gegenwartskunst mit ehrfürchtigem Schauern auf Zehenspitzen durch die Galerien schleichen. Als Credo fungieren auf dem boomenden Kunstmarkt die hohen Preise, die der wahre Gläubige zu zahlen bereit ist. Längst lösen Preisrekorde beim Kunstgläubigen Schauer der Ehrfurcht und Erhabenheit aus.«

Oliver Pfohlmann, Neue Zürcher Zeitung

 

»Das Buch enthält acht Reden über die Kunstreligion an die Gebildeten unter ihren Jüngern und ist eine lesenswerte Auseinandersetzung mit metaphysisch gestimmten Erwartungen an die Möglichkeiten von Kunst in unserer Zeit. Vom vermeintlichen Tiefsinn Andy Warhols bis zum Streit um Gerhard Richters Fenster für den Kölner Dom, von der Erhabenheit jener Millionensummen, die heute für Kunst gezahlt werden, bis hin zur Rolle des Kritikers als eines Anwalts der Kunst – Ullrichs Analysen arbeiten auf umsichtige Weise gegen jene unreflektierten Dogmen an, die sich aus einer inzwischen zwei Jahrhunderte langen Tradition der Kunstgläubigkeit herleiten und die sich längst zu Klischees unseres Sprechens über die Kunst verfestigt haben.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

»Wolfgang Ullrich ist ein verführerischer Denker; er stellt spannende Thesen zum Verhältnis von Kunst und Religion auf. Schlitzohrig könnte man fragen: Sind seine Ausführungen mehr Predigt, oder betet der Autor mehr die Formeln der Kunst an? Seine essayistischen Texte bieten eine klug durchdachte Verschränkung von beidem an. Geschickt verknüpft Ullrich Erkenntnisse der Vergangenheit mit Einsichten der Gegenwart – mäandernd zwischen philosophischer Brillanz und werkbezogener Didaktik. Für begeistert mitsinnende Leser erweist sich Ullrich als idealer Sparringspartner. Selten wirkt der Eros des Denkens so verführerisch wie bei ihm. Er analysiert thesenstark, beschert unerwartete Perspektiven zur besonderen Allianz von Kunst und Glauben – präzise und elegant. Derartige Sachbücher liefern schmackhaften intellektuellen Knabberstoff und offenbaren delikate Zusammenhänge. Und sie sorgen dafür, dass die Diskussion nicht auf der Stelle tritt.«

Heinz Neidel, Nürnberger Nachrichten

...zurück
* Alle Preise inkl. MwSt. ggfls. zzgl. Versandkosten