Pornotopia
Architektur, Sexualität und Multimedia im »Playboy«
Aus dem Spanischen von Bettina Engels und Karen Genschow
sofort lieferbar
»Eine lohnende Lektüre, die Einblick gewährt in die Architektur männlicher Lust und die Libido des Kapitalismus.« Svenja Flaßpöhler, Philosophie Magazin
Seit seinen Anfängen wurden im »Playboy« (innen-)architektonische Konzeptionen entwickelt, die aus unserem täglichen Leben heute nicht mehr wegzudenken sind: Für seine idealen Single-Apartments dachte sich Playboy-Gründer Hugh Hefner die offene »küchenlose Küche« aus‚ damit dort, im Zentrum der Wohnung, nie mehr wieder eine (einzige) Frau ihr Reich errichten und mit dem Kochlöffel das Leben des Mannes bestimmen konnte. Komfortable und mit diversen Schaltkreisen ausgestattete Betten, die sich nicht nur zum Herumlümmeln, sondern auch dazu eigneten, auf Knopfdruck – und ohne aufzustehen – Positionen zu wechseln und fernzusehen, gehörten ebenso zur häuslichen Grundausstattung eines echten Playboys.
In der Nachfolge Michel Foucaults arbeitet Preciado auf faszinierende Weise die Mechanismen heraus, die die (sexuelle) Identität unserer Gesellschaft bestimmen. So liest sie den Playboy als Teil der sexuellen Revolution, als maskulin-heterosexuelles Gegenstück zur Emanzipation der Frauen und Homosexuellen im 20. Jahrhundert und zeigt, wie Männer ihre Sexualität seit den 1950er Jahren jenseits des Reproduktionsimperativs umdefinieren und auf die realen und virtuellen Räume übertragen, in denen sie leben.
© Léa Crespi
Paul B. Preciado / Beatriz Preciado
Paul B. Preciado, 1970 in Burgos als Beatriz Preciado geboren, hat in Princeton promoviert, lehrte an der Université de Paris VIII und arbeitete bis 2015 als Kurator am Museum für Zeitgenössische Kunst in Barcelona (MACBA). Schon mit seinem Kontrasexuellen Manifest von 2002 hat er sich einen Namen als einer der führenden Queer-Theoretiker gemacht. 2017 gehörte Preciado zu den Kuratoren der documenta 14 in Kassel und Athen. Für Preciado ist Sexualität wie Sprache: Es gibt nicht nur eine – und man kann sie alle erlernen.
Pressestimmen
»Die These von Beatriz Preciado ist, dass der ‚Playboy' die Vorstellungen von Single-Wohnungen, von Architektur, von Sexualität in der modernen Gesellschaft verändert hat, mit Folgen bis in unsere heutige Wahrnehmung von Sexualität, Öffentlichkeit und Wohnen. Die Autorin erzählt dies in einem kulturwissenschaftlichen Jargon, aber das Buch ist kurzweilig und hat sehr viele plausible Beobachtungen. Es ordnet Hugh Hefners ‚Pornotopie' in leichthändigen Skizzen ein in die Wandlungen von Mentalität, sozialen Verhältnissen und Konsum in der Nachkriegszeit. Ein skurriler Gegenstand, aber kein anstößiges Buch, sondern ein lehrreiches. Eine kleine bunte Studie, reizvoll, kurzweilig und erhellend.«
Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung
»Man liest „Pornotopia" sehr gern. Beatriz Preciado ist nicht wütend, wie man es von manchen anderen Genderforscherinnen kennt. Sie geht mit ‚Playboy' um, als läge vor ihr auf dem Seziertisch ein Wesen aus längst vergangenen Zeiten, ein trotz aller klimatischen Veränderungen noch atmender Dinosaurier, der äußerst Sonderbar ist, aber verdient, dass man ihn mit Respekt behandelt.«
Karen Krüger, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Mit dem Besteck des französischen Strukturalismus beugt sich Preciado über die Glamour-Inszenierung der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft, legt unter der Oberfläche von Vorstadtrasen und chromglänzenden Cabrios Strukturen von Macht, Lust, Geschäftsinteressen bloß. Es ist eine Tour de Force durch die Sexualpolitik der westlichen Nachkriegsheldenwelt, befeuert von Foucault, ein wenig Feminismus und jeder Menge Argumentierlust. Ein fulminantes Lesevergnügen.«
Susanne Mayer, Die ZEIT
»Man könnte sich das Buch im Sinne einer Pornografiekritik recht langweilig vorstellen, wäre Preciado nicht strikt amoralisch. Alles erscheint dringlich, wenn sie es formuliert. Und das ist es auch. Preciados Untersuchung ist inspirierend im allerbesten Sinne und so gar nicht von akademischer Strenge geprägt. Sie entdeckt Verbindungslinien zwischen Pornotopien von de Sade bis Hefner oder zwischen der Vermischung von Muße und Arbeit im ‚Playboy' und der Inwertsetzung von Subjektivität in der heutigen Arbeitswelt, zwischen der Neuinterpretation des Innenraums und der Kapitalisierung des privaten Raums.«
Tania Martini, taz
»Dass der ‚Playboy' mehr wollte, als nur nackte Mädchen auf Hochglanzpapier präsentieren, weiss der – hoffentlich nicht nur männliche – Mittelstandsleser nach der Lektüre des oft überraschenden und (fast immer) unterhaltsamen Buches von Beatriz Preciado. Sie führt uns in die Parallelwelt eines Mannes, dessen Obsession den Zeitgeist spiegelte. Wer der Kulturwissenschaftlerin durchs erotomanische Labyrinth folgt, lernt einiges über den Gesinnungswandel in der libertären Konsumgesellschaft. Aufgelockert wird das Buch immer wieder durch schöne Details und Anekdoten.«
Thomas Fechner-Smarsly, Neue Zürcher Zeitung
»Für ihre gerade im Wagenbach Verlag erschienene und ins Deutsche übersetzte Dissertation hat Preciado den ‚Playboy' als Quelle benutzt und mit dem Begriffsbesteck des französischen Philosophen Michel Foucault analysiert. Das Resultat ist eine überraschende Studie, die vom making of eines Männerbildes erzählt – und dem sich zeitgleich vollziehenden gesellschaftlichen Wandel.«
Eva Behrend, Deutschlandradio Kultur
»Es ist eine brisante Studie zur Emanzipation des modernen Mannes, die nicht irgendwer vorgelegt hat. Die gebürtige Spanierin lehrt Philosophie an der Universität Saint-Denis bei Paris und ist eine der charismatischsten Vordenkerinnen der europäischen Transgender-Bewegung. In „Pornotopia" konterkarikiert Beatriz Preciado nun die altfeministische These von der Unterdrückung der Frau durch den Mann. Ohne den frauenfeindlichen ‚Playboy' zu verharmlosen, analysiert sie dessen Erfindung einer heterosexuellen Junggesellenwelt bis ins kleinste Detail. Eine Provokation.«
Tom Pavlovic, Stuttgarter Nachrichten