Natur oder Kultur? So lautet die alte und wohl auf immer unlösbare Frage nach der geschlechtlichen Identität. In welchem Ausmaß die Zuschreibung des Geschlechts einzig und allein auf Äußerlichkeiten wie Kleidung und Gestik erfolgte und wie unhaltbar die Annahme einer weiblichen oder männlichen » Natur « demzufolge ist, zeigen Lotte van de Pol und Rudolf Dekker anhand vieler Beispiele in ihrer inzwischen kanonisch gewordenen Studie über weibliche
Transvestiten in der frühen Neuzeit. Sie beschreiben die persönlichen Lebensverhältnisse, die wirtschaftlichen und sozialen Gründe wie auch die sexuellen Motive für ein Leben von Frauen in der Männerrolle; von Frauen, die zur Armee oder zur Marine gingen, typische Männerberufe ergriffen oder gar eine Frau heirateten.
Der Historiker Rudolf Dekker lehrte viele Jahren an der Erasmus-Universität in Rotterdam und leitet jetzt eine Forschergruppe am Huizinga Institut in Amsterdam. Er hat mehrere Bücher geschrieben, zuletzt eine Geschichte der Niederlande (2008).
Die Historikerin Lotte van de Pol arbeitete an mehreren Universitäten, darunter an der Freien Universität Berlin; derzeit ist sie am Forschungsinstitut für Geschichte und Kultur der Universität von Utrecht tätig. Zahlreiche Publikationen zum Thema Frauen, auf Deutsch erschien Der Bürger und die Hure.