In 16 Tagen von Genua nach Buenos Aires – der italienische Dampfer »Principessa Mafalda« war nicht nur unerhört schnell, er war gleichermaßen modern und schick, vor allem in der Luxusklasse mit Musikzimmer, Rauchsalon und Promenaden. In der Dritten Klasse hingegen wurden die Passagiere in riesige, stickige Schlafsäle gepfercht. Das nahmen sie auf sich, winkte doch am Ende der Überfahrt das Versprechen eines besseren Lebens, zum Beispiel in Argentinien. Während sich im Bauch die Auswanderer die Wartezeit mit mitgebrachten Sardellen und Brötchen erträglich zu machen suchten, fand oben das mondäne Reiseleben statt: Eine lange Liste von illustren Namen ist im Gästebuch der »Mafalda« zu entdecken – von Harry Graf Kessler über Felix Weingartner bis Richard Strauss; Carlo Emilio Gadda war ebenso an Bord wie Carlos Gardel und Luigi Pirandello.
Stefan Ineichen nimmt seine Leser mit auf eine abenteuerliche Reise: an den Beginn des vorigen Jahrhunderts, nach Italien und Argentinien, in die Welt der Seefahrt, des Luxus sowie der Emigration und kolonialen Ausbeutung.
© Michèle Albrecht
Stefan Ineichen, geboren 1958 in Luzern, lebt als Ökologe und Schriftsteller in Zürich. Seit 1997 Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Er publizierte mehrere Bücher, darunter »Endstation Eismeer«, »Schweiz – Titanic – Amerika« und »Cap Arcona 1927–1945. Märchenschiff und Massengrab«.