Samstag, 09. November 2024
38. Freiburger Literaturgespräch: Drei Lesungen mit Gespräch
mit Francesca Melandri (live zugeschaltet), Katja Lange-Müller und Necati Öziri
Literaturhaus Freiburg
Bertoldstraße 17
79098 Freiburg im Breisgau
Uhrzeit: 15:00 Uhr
Francesca Melandri hat sich in Italien zunächst als Drehbuchautorin einen Namen gemacht. Nach „Eva schläft“ und „Über Meereshöhe“ gelang ihr mit dem dritten Roman „Alle, außer mir“ – 2018 das Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels – ein riesiger Publikumserfolg. Darin verbindet Melandri das Schicksal von heutigen Geflüchteten mit der kolonialen Vergangenheit Italiens und trifft „punktgenau ins nervöse Herz der Gegenwart“ (SZ). In „Kalte Füße“ (Wagenbach, 2024, übersetzt von Esther Hansen) verknüpft sie das Ende des Friedens in Europa mit einem verdrängten Kapitel italienischer Geschichte – und der Geschichte ihres Vaters.
Im Winter 1942/43 flohen italienische Soldaten in Schuhen mit Pappsohlen vor der Roten Armee. Zehntausende erfroren, Melandris Vater überlebte. Der „Rückzug aus Russland“ hat sich als Trauma im kollektiven Gedächtnis Italiens eingebrannt. Doch erst als sie Anfang 2022 Bilder und Schauplätze von Russlands Angriffskrieg sieht, wird der Autorin klar: Es ist vor allem die Ukraine, in der ihr Vater gewesen ist. „Kalte Füße“ ist ein berührendes Zwiegespräch mit einem geliebten Menschen: ein unerschrockenes Buch über das, was der Krieg gestern wie heute in Körpern und Köpfen anrichtet.
Moderation: Jutta Person