»Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen. Verleger der zweiten Kategorie, das heißt Verleger, die dem Publikumsgeschmack dienerisch nachlaufen, zählen für uns nicht – nicht wahr?«

Kurt Wolff    

Warum so verlegen?

Der Verlag ist unabhängig und macht davon Gebrauch, seine Meinungen vertritt er auf eigene Kosten. Er ist nicht groß, aber erkennbar.

Wir veröffentlichen Bücher aus Überzeugung und Vergnügen, mit Sorgfalt und Ernsthaftigkeit. Wir wollen unbekannte Autoren entdecken, an Klassiker der Moderne erinnern und unabhängigen Köpfen Raum für neue Gedanken geben. Es erscheinen Literatur, Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte, Politik aus den uns geläufigen Sprachen: Italienisch, Spanisch, Englisch, Französisch und natürlich Deutsch. Und unsere Bücher sollen schön sein, aus Zuneigung zum Leser und zum Autor und als Zeichen gegen die Wegwerfmentalität.

Der Verlag wurde 1964 von Klaus Wagenbach gegründet und wird seit 2002 von Susanne Schüssler fortgeführt.

 

Unsere ausführliche Verlagsgeschichte
Buchstäblich Wagenbach - 60 Jahre: Der unabhängige Verlag für wildes Lesen [PDF, 6,3 MB]

 festschrift 50jahre wagenbach

 

Kurze Verlagsgeschichte
(Überzeugungstäter im Wandel der Zeiten [PDF, 4,2 MB])

verlagsges cover

 

Chronik

1964
Gründung im September

 

1965
Die ersten Quarthefte erscheinen im März: Zeitgenössische Literatur (von Johannes Bobrowski über Ingeborg Bachmann zu Wolf Biermann) in Erstausgaben (und im größeren Quartformat). Die Autoren haben gleiche Rechte, Einfluss auf Ausstattung und Informationstexte. Die Bilanz wird veröffentlicht. Die Leser werden durch Auszüge aus den Büchern informiert (kostenloser Jahresalmanach »Das schwarze Brett«, später »Zwiebel«).

 

1968
Erscheinen der ersten Quartplatten (Literatur auf Schallplatten für Erwachsene und Kinder), des ersten Jahrbuchs für deutsche Gegenwartsliteratur, Tintenfisch, und der ersten Rotbücher (»Texte der neuen Linken«). Gemeinsam mit Schülern entsteht als ›Gegeninformation‹ das Lesebuch: Deutsche Literatur der sechziger Jahre, mit über 200.000 Exemplaren eines der erfolgreichsten Bücher des Verlags.

 

1969
Erste Shakespeare-Übersetzungen von Erich Fried. Anfänge einer kollektiven Verlagsverfassung. Ermittlungsverfahren wegen Wolf Biermanns »Drei Kugeln auf Rudi Dutschke«.

 

1970
Vertrieb des Kursbuch (bis 1973).

 

1971
Ermittlungsverfahren wegen »Bambule«, dem Text eines Fernsehspiels von Ulrike Meinhof. Mehrfache Durchsuchung des Verlags wegen der Veröffentlichung eines Manifests der RAF und Beschlagnahme des Manifests. Beschlagnahme des »Roten Kalenders für Lehrlinge und Schüler«.

 

1972
Klage der Firma Siemens gegen die Festschrift »Unsere Siemens-Welt« von F.C. Delius. Beginn der Zusammenarbeit mit dem Grips-Theater.

 

1973
Scheitern des Kollektivs.

 

1974
Prozess der Berliner Polizei wegen Ehrverletzung: Freispruch des Verlags. Verurteilung wegen des RAF-Manifests. Verurteilung wegen des »Roten Kalenders«.

 

1975
2. Prozess um die Ehre der Berliner Polizei (Erschießung von Georg von Rauch): Verurteilung des Verlags. Gesamtkosten der Prozesse weit über 150.000 DM. Gründung von Wagenbachs Taschenbücherei, WAT: Lasst uns Denken anstiften statt vorschreiben. Und den Kopf schütteln, d.h. lockern.

 

1976

Zensurversuch von links: Einstweilige Verfügung gegen Peter Brückners »Ulrike Meinhof und die deutschen Verhältnisse«. Zurücknahme durch eine gemeinsame Aktion des Verbands linker Buchhandel.

 

1977
Teilnahme am Internationalen Verlegerpreis der Sieben. Erster (und einziger) Preisträger: Erich Fried.

 

1979
Erscheinen des Quartheft 100: »Vaterland, Muttersprache. Deutsche Schriftsteller und ihr Staat«; Klaus Wagenbach erhält dafür den Preis der deutschen Kritiker und plaudert im Gegenzug die Generalabsichten des Verlags aus: Geschichtsbewusstsein, Anarchie, Hedonismus. Gründung des Freibeuter, einer Vierteljahresschrift für Kultur und Politik (bis 1999).

 

1981
Ein Sachbuch-/Allgemeines Programm beginnt: Umfangreiche oder großformatige Bücher zur Geschichte, Literatur, Kunst.

 

1983
Feier zweier Beschützer des Verlages, des hundertsten Karnickels (Wappentier der Taschenbücherei) und des hundertsten Geburtstags von Franz Kafka mit einem Bildband.

 

1987
Gründung der Reihe SALTO: Literatur in hochformatigen roten Leinenbänden, fadengeheftet, mit aufgeklebtem Schild und Prägung. Motto: Gewonnen kann durch Trübseligkeit nie etwas werden (Theodor Fontane).

 

1988
Die Kleine Kulturwissenschaftliche Bibliothek beginnt zu erscheinen: Schmale Bände (bis 1998 in Weiß, ab 2000 in blauem Einband) zur Erweiterung des – nicht nur wissenschaftlichen – Blickfelds.

 

1990
Aus den Quartheften werden die Quartbücher, aus den schwarzen Broschüren bunte, gebundene Bücher. Der Inhalt bleibt: anspruchsvolle, neue Literatur italienischer, französisch-, spanisch-, deutsch- und englischsprachiger Autoren.

 

1994

»Der Verlag ist vor dreißig Jahren freiwillig, ohne Zuschüsse nach Berlin gekommen. Er ist ein Verlag in Berlin, aber kein Berliner Verlag. Er wird auch künftig ein internationaler Verlag bleiben. Der Verlag ist und bleibt ein Meinungsverlag. Da es aber auch bei uns in Deutschland viele trübe Tassen, Dunkelmänner und Schlafmützen gibt, ist der Import von Geschirr, Beleuchtungskörpern und Wachmachern aus dem Ausland notwendig. Ich denke dabei besonders an einen südlichen Nachbarn ...« (K.W., aus der Rede zum dreißigjährigen Jubiläum).

 

1997
Umgestaltung der Taschenbücher, WAT. Wichtige italienische Autoren des 20. Jahrhunderts, knappe historische, politische, kunst-/kulturhistorische Abrisse und Einführungen, preiswerte Lizenzausgaben.

 

1998
Begründung der CD/MC-Reihe Wagenbachs LeseOhr (bis 2007).

 

1999
Der Verlag wird ein Opfer des Hauptstadtbeschlusses und muss der Kroatischen Botschaft weichen – Umzug an den Ludwigkirchplatz, zentral, aber mit gehöriger Distanz zur sogenannten ›Neuen Mitte‹.

 

2002
Klaus Wagenbach übergibt seinen Verlag an Susanne Schüssler. Als Minderheitsgesellschafter kümmern sich seine Tochter Nina Wagenbach um den Vertrieb und er selbst als Aushilfskünstler. Im Buchgewerbe beginnt ein tiefgreifender Umbruch. Das literarische Programm des Verlags internationalisiert sich mit der Neuentdeckung junger Autoren. Susanne Schüssler formuliert die Generalabsichten des Verlags (siehe 1979) neu: »Wir veröffentlichen Bücher aus Überzeugung und Vergnügen, mit Sorgfalt und Ernsthaftigkeit.«

 

2004
Die ersten Bände der auf 45 Bände angelegten EDITION GIORGIO VASARI erscheinen und werden von Lesern und Presse gleichermaßen begeistert aufgenommen.

 

2005
Beginn eines warmen Preisregens über den Verlag und seine Autoren, z.B. Aby-M.-Warburg-Preis, Premio Cervantes, Internationaler Literaturpreis, Premio Strega und Hannah-Arendt-Preis.

 

2007
20. Geburtstag der Reihe SALTO: 1,4 Millionen verkaufte Exemplare, 150 erschienene Titel, davon 105 lieferbar.

 

2008
Die ersten Bücher der neuen Reihe Politik bei Wagenbach erscheinen: Für eine Kultur der Einmischung und des demokratischen Streits. Alan Bennett beschert dem Verlag mit seiner »Souveränen Leserin« den ersten Bestseller in der 45-jährigen Geschichte.

 

2010
Der Verlag feiert den 80. Geburtstag seines Gründers Klaus Wagenbach mit dem Sammelband »Die Freiheit des Verlegers«.

 

2011
Feier zum 500. Geburtstag Giorgio Vasaris.

 

2014

Der Verlag wird 50 Jahre alt. Hoch lebe das gedruckte Wort, lang lebe das Urheberrecht und der wohlsortierte Buchhandel und vor allem: der neugierige Leser.