Des Menschen Jahreszeit
Aus dem amerikanischen Englisch von Barbara Schaden
Übersetzt von Barbara Schaden
Eine unbekannte Größe der jüdisch-amerikanischen Literatur: Edward Lewis Wallant betreibt mit untrüglichem Gespür für das verletzte Gemüt eines einfachen Mannes eine wahrhaftige, existenzielle Seelenerkundung.
Joe Berman wanderte im Alter von 18 Jahren mit seiner Mutter aus der Ukraine in die USA aus. Nun führt er mit seinem besten Freund eine gutgehende Klempnerfirma in Connecticut. Sein Leben auf dem Land ist ein kleines, beschauliches Glück, getragen von der Liebe zu seinen Töchtern, ein wenig auch zu seinem Sohn, vor allem aber zu seiner Frau Mary. Joe Berman bemüht sich redlich, ein guter Ehemann und Vater zu sein.
Als Mary plötzlich stirbt, ist seine Einsamkeit unüberwindlich, seine Wut grenzenlos. Mit 59 Jahren steht er ungläubig vor dem großen Nichts. Von der Wucht seiner Gefühle kalt erwischt, tauchen vor seinem inneren Auge die entscheidenden Szenen seines Lebens auf. Was macht die Essenz seiner Vergangenheit aus, was bleibt für immer, welcher Erinnerungsschatz überdauert, was ist stärker als die Raserei eines trauernden Menschen?
Einen Sommer lang kämpft er gegen ungelenke Trostangebote, gegen Gott und die Leere. Die Jahreszeit vergeht, Joe Berman bleibt.

© figtreebooks
Edward Lewis Wallant
Edward Lewis Wallant (1926–1962) studierte nach seinem Militärdienst bei der US-Marine im Zweiten Weltkrieg in New York Gestaltung am Pratt Institute sowie an der New School for Social Research und arbeitete dann als Art Director in der Werbebranche. Seine literarische Karriere umfasst nur die kurze Zeit von seinem 30. Lebensjahr bis zu seinem frühen Tod aufgrund eines Gehirnschlags sechs Jahre später. Zu seinen Lebzeiten veröffentlichte er neben »Des Menschen Jahreszeit« den prämierten Roman »Der Pfandleiher«, der unter der Regie von Sidney Lumet 1964 mit Rod Steiger in der oscarnominierten Hauptrolle verfilmt wurde. Er gilt als der erste amerikanische Spielfilm, der die Schrecken der nationalsozialistischen Vernichtungslager darstellte. Zwei weitere Romane erschienen posthum, »Mr Moonbloom« und »The Children at the Gate«. Wallant wird in seiner Bedeutung mit anderen, bekannteren jüdisch-amerikanischen Autoren der Nachkriegsgeneration wie Philip Roth, Saul Bellow oder Norman Mailer verglichen.

Barbara Schaden
Barbara Schaden, Studium der Romanistik an der Universität Wien und der Turkologie an der LMU München, arbeitete als Lektorin und danach als Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen und Italienischen, unter anderem von Kazuo Ishiguro, Nadine Gordimer, Deborah Levy, Umberto Eco und Jean-Claude Guillebaud.
»Sein früher Tod setzte Wallants brillantem Werk ein abruptes Ende. Es besticht durch Wallants besondere Sensibilität und seinen moralischen Kompass.« TIME