Das Sägewerk
Aus dem Französischen von Konstantin Meisel
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Er steht vor Morgengrauen auf und fährt mit dem Fahrrad zum Sägewerk, bei jedem Wetter. Eine Maske aus Sägemehl und Schweiß auf der Haut wiederholt er dort täglich die gleichen Gesten. Seine Kollegen sind hart, die Verletzungsgefahr ist allgegenwärtig, doch er wird nicht aufgeben.
Der Erzähler dieses singulären Buchs ist ein junger Mann, der sich vor seinem Militärdienst gezwungen sieht, zwei Jahre lang in einem Sägewerk zu arbeiten. Sein Bericht über diese Zeit beleuchtet ein kaum vorstellbar hartes und bitteres Leben: Zwölf-Stunden-Tage, manchmal sogar noch länger, in schrecklicher Kälte oder drückender Hitze.
Die Arbeit ist gefährlich, der Ton unter den Arbeitern rau und ungehobelt wie die Bretter, aus denen sie Kisten zusammennageln. Latent aggressiv misstrauen und verleumden sie einander.
Seine Hände aber verraten ihn, Hände, die nie gelitten haben. Abends kehrt der Abiturient wie zerschlagen nach Hause zurück, wo Yvonne – vielleicht seine Schwester oder die Frau seines älteren Bruders – ihn erwartet.
Dieser Erinnerungstext berichtet von einem wenig bekannten Wirtschaftszweig: der ländlichen Kleinindustrie. In einer rohen, quasi unbehauenen, schneidenden Sprache handelt das Buch davon, wie sich Körper und Geist im Kontakt mit Dingen und Materialien verändern.
Man spürt förmlich die Kälte des Winters, das Gewicht der Baumstämme und die körperliche Erschöpfung, man riecht Schweiß, Harz und Holz und hört den kreischenden Lärm der Sägen. Ein Buch, das tief unter die Haut geht wie ein Holzsplitter.
Anonym
Über den Autor ist nichts bekannt. Der Text wurde wohl bereits 1953 geschrieben, aber erst 1975 durch den französischen Schriftsteller Gripari bei L’Âge d’Homme veröffentlicht. Der Schweizer Verlag Héros-Limite gab im Jahr 2013 eine Neuausgabe heraus, die mit dem Prix Mémorable ausgezeichnet wurde.