Der Steingänger
Roman
Aus dem Italienischen von Suse Vetterlein.
vergriffen
Dieses erstaunliche und geheimnisvolle Buch eines jungen italienischen Autors handelt von Menschen, die zu uns kommen, und anderen, die dort bleiben wollen, wo sie sind.
In einem piemontesischen Tal wird ein Mann umgebracht. Cesare gilt als Hauptverdächtiger für den Mord an Fausto, ein ganzes Dorf schweigt verstockt.
Hat die Tat einen politischen Hintergrund? Cesare und der Tote führten als Schleuser jahrelang Flüchtlinge von Italien über die Berge nach Frankreich. Ein gefährliches Leben, mit vielen Widersachern, Konkurrenten, Verfolgern. Es ist eine Frau, die das Schweigen bricht und dem Geschehen eine überraschende Wendung gibt.
In einer dichten, kargen Sprache, mit einzelnen Sätzen schneidend wie Felskanten, nimmt diese außergewöhnliche Geschichte ihren Lauf. Unabänderlich wie der Zyklus der Jahreszeiten scheint auch das Schicksal der Menschen.

© Basso Cannarsa
Davide Longo
Davide Longo wurde 1971 in Carmagnola bei Turin geboren, studierte an der Turiner Literaturhochschule Scuola Holden, an der er heute selbst lehrt. Er lebt in seiner Geburtsstadt.
Pressestimmen
»Davide Longo ist niemand, der einen mit seinen Metaphern erschlüge. Seine Sprache ist nüchtern und von äußerster Präzision, sparsam an Gesten. Es ist die Sprache des Nordens, die den bei Turin lebenden Longo trotz der Weltbezogenheit seines Schreibens als piemontesischen Schriftsteller verortet. Damit gehört er – wie auch die Neapolitanerin Valeria Parrella – zu jenen Autoren, die die junge italienische Literatur wieder interessant machen. Indem sie Kraft aus den in Italien ja reichlich vorhandenen regionalen Eigenheiten und Konflikten ziehen, anstatt Roman zu schreiben, die irgendwie zwar sehr international, aber doch auch austauschbar sind. Longos Buch gelingt diese Balance. Es erzählt von einem ganz eigenen, archaischen Kosmos und handelt doch von der Gegenwart.«
Silja Ukena, Die Zeit
»Ein junger Autor, fast noch ein Debütant, sogleich mit Preisen bedacht, Davide Longo, hat sich den narrativen Ort [der Grenze und des Übergangs] mit einer bemerkenswerten und durchdringenden Schreibweise erschlossen. ... Ein gelungener Roman.« Winfried Wehle, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Der Steingänger ist zwar ein Roman mit allem, was dazu gehört: Ein Mord geschieht und wird aufgeklärt, Männer und Frauen kommen zueinander und trennen sich wieder, wir begleiten afrikanische Flüchtlinge von einer Holzhütte bis zu einem LKW, der sie über die Grenze nach Frankreich bringt. Aber das ist sozusagen nur das Gewand dieses Buches, das in Wahrheit ein Gottesdienst ist, der in kargen, klaren Worten die Ewigkeit einer Berglandschaft feiert. Hier wird nicht viel geredet. Für das Eigentliche (dass der Mensch kein Stein ist, dafür aber kleiner als das Schicksal) gibt es ohnehin keine Sprache. Stattdessen wird ausgiebig aus dem Fenster geschaut, gewartet, manchmal wie selbstverständlich berührt, viel geraucht und noch mehr gegangen. Satz für Satz schreitet der Leser durch dieses Buch und fühlt sich am Ende wie nach einer langen Wanderung, rechtschaffen schwer und ruhig und glücklich.
Die schönsten Passagen des Buches sind die, in denen Longo die Handlung stagnieren lässt und Cesare ganz in seinem Element zeigt: Wie er sich bückt, um die Stiefel zu schnüren oder nach einem Stein greift. Wie er eine Mahlzeit zubereitet und isst ... Wie er schließlich – als die Schlinge um ihn herum immer enger wird – ein Messer in die Tasche steckt, um zu seinem letzten Auftrag aufzubrechen: Da wird in Longos reifem Blick die Stille greifbar wie ein Gegenstand, und in jeder Geste liegt das Wissen von Jahrhunderten. «
Andreas Schäfer, Der Tagesspiegel
»Davide Longo hat einen zeitgenössischen Heimatroman geschrieben, mit dem er sich in eine große italienische Erzähltradition einreiht. Spielerisch, ohne jeden Anachronis-mus, führt er das Erbe des Neorealismus fort und setzt auf die Kraft des Regionalen. Immer wieder spürt man den Einfluss von Cesare Pavese, der bis in die Gestaltung der Helden und den Rhythmus der knappen Kapitel hinein reicht. Auch sprachlich ist Longo auf der Höhe seines Stoffes. Endlich bricht ein Schriftsteller mit der allgemeinen Kulturglobalisierung und wagt etwas anderes. Eine neue Stimme aus Italien.«
Maike Albath, DeutschlandRadio Kultur
»Auf den ersten Blick sieht Davide Longo aus wie eine seiner Figuren. Ein Bergmensch, schweigsam und karg. Einer ohne Worte, dem Einsamkeit alles ist. Doch dieser erste Eindruck täuscht, zumindest was die Worte betrifft. Longo ist eine der großen literarischen Hoffnungen Italiens. Einer, der dafür steht, dass es endlich wieder spannende italienische Gegenwarts-literatur zu entdecken gibt.« Silja Ukena, KulturSpiegel
»Davide Longo blättert in vielen Andeutungen und sehr atmosphärischen Beschreibungen den Bilderbogen einer kleinen Gesellschaft auf, die sich im Schweigen eingerichtet hat. ...
Es ist ein abruptes und doch sehr sanftes, ein anspie-lungsreiches und im Verschweigen doch deutliches Buch. Es ist, alles in allem, ein kleines, poetisches, zartes und gewalt-tätiges Meisterwerk.« Georg Patzer, Stuttgarter Zeitung
»Es ist faszinierend, wie sich in Davide Longos Roman die moderne Thematik von Emigration und illegaler Existenz mit den jahrhundertealten Geschichten von Exodus aus dem armen Hinterland mischt.
Der Autor Longo selbst stammt aus der fruchtbaren Po-Ebene, wo er als Lehrer arbeitet – aber er hat viel Zeit im Piemont verbracht. Und wenn er die Berglandschaften beschreibt und das feine soziale Geflecht des Dorfes, dann spürt man, wie tief er in diese Landschaft eingedrungen ist. Die Sprache seines Romans ist dabei ähnlich knapp und lakonisch wie die der Menschen, über die er schreibt – hier steht kein Wort zu viel, aber jedes sitzt. Und auf 170 kurzen Seiten entfaltet sich eine ganze Welt.«
Elke Buhr, Westdeutscher Rundfunk
»Der Roman gewinnt zunehmend Rasanz und Spannung und steigert sich fast zu archaischem Furor. Mit Longo hat Italiens Literatur einen guten neuen Namen anzubieten.«
Jürgen Lentes, Journal Frankfurt
»Mit seiner Mischung aus heutiger Geschichte und dürrer und manchmal schneidend klarer Sprache fesselt Longos Buch vom ersten Kapitel an. (...) Am Ende des Romans freut man sich auf den nächsten von Davide Longo.«
Bert Strebe, Hannoversche Allgemeine Zeitung
»Wer den Steingänger liest, betritt einen neuen Kosmos.«
Marco Belpoliti, L’Espresso
»In wenigen, präzisen Worten wird hier so viel erzählt: Es ist die dichte atmosphärische Sprache, durch die der Roman von Davide Longo besticht. Dieser Autor wird seinen Weg machen, darauf schwöre ich.« Mario Baudino, La Stampa
»Ein einzigartiges Buch in einer einzigartigen Landschaft.«
Bruno Quaranta, Tuttolibri