Berlusconi
Politisches Modell der Zukunft oder italienischer Sonderweg?
Aus dem Englischen von Friederike Hausmann.
vergriffen
Seit Berlusconis Ministerpräsidentschaft wird über die Frage gestritten: Handelt es sich um einen italienischen Sonderfall von Klientelwirtschaft und Bestechung oder ist Italien der smarte Vorreiter eines Modells der Verbindung von Medienkontrolle, Konsum und politischer Macht?
Der seit vielen Jahren in Italien lebende Paul Ginsborg hat mit dem distanzierten Blick von außen bei hervorragender Kenntnis des von ihm geschätzten Landes diese Frage von verschiedenen Seiten beleuchtet:
Er verfolgt Berlusconis Werdegang von der Geburt bis heute, vom dunklen Entstehen seines Immobilien-Imperiums in den sechziger und des Fernseh-Imperiums in den achtziger Jahren, von seinem Eintritt in die Politik bis hin zu den erstaunlichsten Rechtsbeugungen und der Durchsetzung neuer Gesetze, die seine eigenen Geschäfte unantastbar machen und seine politische Macht erhalten sollen.
Ein Buch, in dem man viel über Italien erfährt – und über die Optionen moderner Mediendemokratien.

© Grazia Neri
Paul Ginsborg
Paul Ginsborg, geboren 1945 in England, ist Fellow des Churchill College in Cambridge, wo er lange Professor am Fachbereich für Sozial- und Politikwissenschaft war. Heute unterrichtet er Zeitgenössische Geschichte Europas an der Universität Florenz. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt u. a. eine große Geschichte der italienischen Gesellschaft und Politik von 1943 bis heute.
Pressestimmen
»Ein brillanter Essay. Ginsborg schildert den Aufstieg des Baulöwen zum Medienmogul und späteren Politiker präzise, ohne sich in verschwörungstheoretischen Spekulationen zu verfangen.«
Rudolf Walther, Frankfurter Rundschau
»Der in Florenz lebende englische Politikwissenschaftler Paul Ginsborg ist zu aufgeklärt-nüchtern, um an Wunder zu glauben. Auch ist er kein Freund der vielen, immer wieder aufgewärmten Verschwörungstheorien in den Reihen der erklärten Berlusconi-Gegner. Anekdoten über das chronische Minderwertigkeitsgefühl des an Statur kleinen Ministerpräsidenten nimmt er zwar zur Kenntnis, aber mit ihnen läßt sich die Erfolgsgeschichte des Entertainers, Bauspekulanten, Medienkaufmanns und Politikers Silvio Berlusconi nicht erklären. …
Wer am konkreten Fall Italien studieren will, wie eine rechtsstaatlich-parlamentarische Demokratie mit einer großen zivilen Geschichte kontinuierlich durch aggressiv formulierte private Interessen unterspült wird, soll, nein muß die Berlusconi-Studie von Paul Ginsborg lesen. Daß die Übersetzerin Friederike Hausmann dem Buch noch ein fundiertes Glossar mit Begriffen zum Verständnis der aktuellen italienischen Politik angefügt hat, erleichtert die Lektüre für neugierige Nicht-Italien-Kenner sehr.«
Carl Wilhelm Macke, Tages-Anzeiger
»Nicht aus der bequemen Warte des Historiker, der das Ende schon im Voraus kennt, sondern als aufmerksamer Beobachter der aktuellen politischen Entwicklungen geht der Brite Paul Ginsborg 'entgegen seiner sonstigen Praxis' an das Wagnis heran, einen noch nicht abgeschlossenen Prozeß zu beschreiben – jenen, den Silvio Berlusconi in Italien in Gang gesetzt hat. Und es braucht wohl die Distanz des Ausländers, um von der italienischen Nabelschau wegzukommen und Parallelen und Unterschiede aufzuzeigen zwischen Berlusconi und anderen Mächtigen und ihren Medien außerhalb Italiens.«
Neue Zürcher Zeitung
»Was man über Berlusconis Verstrickungen und Medienimperium schon einmal gehört hat, läßt sich in dieser kompakten und leicht lesbaren Darstellung präzis nachvollziehen. So beginnt der Leser Berlusconis Italien im Zusammenhang zu sehen und besser zu verstehen. Das liegt auch an Ginsborgs unvereingenommener Herangehensweise.«
Andreas Fagetti, Schwäbisches Tagblatt
»Ginsborg greift die verschiedenen Rollen Berlusconis auf und verfolgt den jeweiligen Werdegang mit scharfem Blick. Berlusconi als Privatmensch, Berlusconi als Immobilien-Spekulant, Berlusconi als Medienbesitzer und natürlich der politische Berlusconi. Dabei wird deutlich: Der Autor steht dem Sujet sehr kritisch gegenüber – schafft es aber trotz der offensichtlichen persönlichen Abneigung, die nötige Beobachter-Distanz zu halten. Zwar ist vieles aus dem Leben Berlusconis weithin bekannt, doch so kompakt und präzise ist Berlusconis Karriere wohl noch selten beschrieben worden.«
Karen Fischer, Deutsche Welle