Denken ohne Trost
Arbus, Arendt, Didion, McCarthy, Sontag, Weil
Aus dem amerikanischen Englisch von Birthe Mühlhoff
Mit einem Nachwort von Merve Emre
sofort lieferbar
Von Frauen wird Tröstung verlangt. Deborah Nelson nähert sich sechs beeindruckenden Denkerinnen, die sich weigerten, die harte Realität im Meer der Gefühle untergehen zu lassen.
Diane Arbus, Hannah Arendt, Joan Didion, Mary McCarthy, Susan Sontag und Simone Weil haben heute den Status von Ikonen. Doch während sie wegen ihres Eigensinns und ihrer Stärke mittlerweile als weibliche Identifikationsfiguren gelten, schlugen ihnen lange Zeit massive Anfeindungen entgegen, die bis zu Vorwürfen charakterlicher Deformation reichten. Angeprangert wurde der kalte und unsentimentale Blick, der ihre Werke prägte – für Frauen damals wie heute ein Skandal.
Deborah Nelson spürt in ihren konzentrierten Porträts der Künstlerinnen und Denkerinnen systematisch dem Anstößigen ihres Weltzugangs nach. Jenseits von Leidenseinfühlung und ironischer Coolness bildeten sie eine Ethik ohne Tröstung aus, die auch in unseren Zeiten geforderter Identifikation und abgefragter Identität ihren Stachel behält.
Deborah Nelson rekonstruiert eine bislang kaum beachtete Gegenströmung zu den etablierten intellektuellen Reaktionsmustern auf die Verheerungen des 20. Jahrhunderts: eine herausfordernde Kultur-, Gefühls- und Geschlechtergeschichte gegen den Strich, die zeigt, wie begrenzt die emotionalen Spielräume für Frauen waren und sind.
© privat
Deborah Nelson
Deborah Nelson lehrt als Professorin für Anglistik an der University of Chicago. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der US-amerikanischen Nachkriegsgeschichte, ihre Repräsentation in der Literatur und Photographie sowie die Geschichte des Privaten und der Gefühle. Für »Denken ohne Trost« erhielt sie den Gordon J. Laing Award der University of Chicago Press sowie den James Russell Lowell Prize der Modern Language Association, der größte US-amerikanischen Vereinigung für Literaturwissenschaftler.
Merve Emre
Merve Emre ist nach einem Studium in Harvard und Yale außerordentliche Professorin für englische Literatur an der Oxford University. Sie ist regelmäßige Autorin für den New Yorker und twittert unter @mervatim.
»›Denken ohne Trost‹ ist ein wichtiger Beitrag zur Literatur-, Geschlechter-, Affekt- und Traumageschichte und eine allzu aktuelle Lektüre in unserem derzeitigen politischen Klima, sowohl für akademische als auch für nichtakademische Leser. In einer Zeit, in der die Geisteswissenschaften in die Enge getrieben werden, beweist Nelson immer wieder, dass Analyse, kritisches Denken und Argumentation unverzichtbare Werkzeuge sind, um sich mit brutalen politischen Realitäten auseinanderzusetzen. Mögen wir alle kühl genug sein, um uns der Welt wie Weil, Arendt, McCarthy, Sontag, Arbus und Didion zu nähern.« Los Angeles Review of Books
»Zeitgeschichtlicher Kontext und rhetorische Analysen gehen in Deborah Nelsons Essay eine leichthändige Verbindung ein. Sie zeichnet Denk- und Sensibilitätsmuster nach, aber sie taucht auch in die einzelnen Werke ein und beschreibt das jeweils Besondere.« Tagesspiegel
»Denken ohne Trost oder ohne Gefühle heißt nicht, dass man gleichgültig ist oder hartherzig, sondern dass man schonungslos sich selbst mit dem Leid in der Welt konfrontiert. Und da ist eine amor mundi, also eine Liebe zur Welt die Basis. Eben keine Gleichgültigkeit, sondern ein großes Erkenntnisinteresse.« Deutschlandfunk