Asado Verbal
Junge argentinische Literatur
Herausgegeben von Timo Berger und Rike Bolte
sofort lieferbar
Die jungen argentinischen Autoren weinen nicht um Argentinien – vielmehr legen sie den Finger auf die Wunde: Geschichten über eine Gesellschaft, die ihre Wirtschaftskrise schon lange vor uns zu bewältigen hatte und die einiges gewohnt ist.
Wie werden in Argentinien Supermarktregale aufgefüllt? Was ist am Tag des Begräbnisses von Evita Perón so überaus lustig, dass man vor Lachen erstickt? Und was tun, wenn sich bei der Umbettung nach dreißig Jahren herausstellt, dass der Leichnam der Frau Mama gar nicht verwest ist?
Nebst der Beantwortung solcher Fragen wird bei der Lektüre schnell auch klar, dass die Nachwuchsautoren vom Río de la Plata sich einmischen: ganz nebenbei geben sie Einblicke in die Lebenswelten der kleinen Leute Argentiniens.
Bei nahezu allen Beiträgen handelt es sich um deutsche Erstveröffentlichungen, von denen mehrere selbst in Argentinien bisher noch nicht erschienen sind!
Mit Texten von Lucía Puenzo, Pedro Mairal, Washington Cucurto, Fabián Casas, Mariana Enríquez, Cecilia Pavón, Juan Diego Incardona, Ariel Magnus, Julia Coria, Félix Bruzzone, Romina Paula, Edgardo González Amer, Oliverio Coelho, Carlos Blasco und Andi Nachon.
© Esteban Chinchilla
Timo Berger
Timo Berger, geboren 1974 in Stuttgart, lebt als Autor und Übersetzer, unter anderem von Pola Oloixarac und Sergio Raimondi, in Berlin. Er hat an der Universidad de Buenos Aires studiert, dort das Festival aktueller lateinamerikanischer Poesie »Salida al Mar« und in Berlin das Poesiefestival »Latinale« mitgegründet. Bei Wagenbach hat er Anthologien zu argentinischer und brasilianischer Literatur herausgegeben.
Pressestimmen
Ihr Ton ist leise, melancholisch, manchmal sogar heiter, nie angestrengt oder dramatisch, und sie bevorzugen den erzählerischen Minimalismus, die fantastische Literatur mit strikt argentinischem Bezug, die Revision massenpopulärer Gattungen wie der Science-Fiction oder des Kriminalromans und eine Art von Sittenbild, die sich als sozialer Realismus ausgibt und für gewöhnlich humoristische oder unheimliche Züge trägt.
Fünf dieser AutorInnen – Mariana Enríquez, Washington Cucurto, Juan Diego Incardona, Félix Bruzzone und Pedro Mairal – sind in der Anthologie Asado Verbal vertreten.
Patricio Pron, WOZ Literatur
Die 15 Geschichten in Asado Verbal zeichnen ein vielfältiges Bild Argentiniens, seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart, mal bitter-ernst, mal phantastisch, mal skurril – da wird das Begräbnis von Evita, der umhuldigten Mutter der Nation, auf einmal so lustig, dass man am Lachen erstickt. Ein One-Night-Stand mutiert zur Fleisch fressenden Amazone und der weit verbreitete Volksglauben an Wunder in der argentinischen Provinz wird bei Mariana Enríquez in ein bissig-trockenes ‚Correntiner Schauerstück' verpackt.
Argentiniens junge Autoren beobachten ihr Land genau und kritisch – wie ihre Vätergeneration thematisieren sie Missstände, Gewalt und Ungerechtigkeit, doch sie klagen nicht an, sie lassen die Ungeheuerlichkeiten für sich sprechen.
Anne Herrberg, Deutsche Welle
Die stilistisch stark divergierenden Erzählungen vermitteln ein komplexes Bild der argentinischen Gesellschaft. Sie handeln von Themen wie Heiligenverehrung, der Leidenschaft für den Tango oder dem Leben eines Regalauffüllers. Diese unterschiedlichen Facetten geben dem Leser einen Eindruck, woraus sich die argentinische Identität zusammensetzt. Zeitlich einzuordnen sind die einzelnen Beiträge mal im perónistischen, mal im gegenwärtigen, einmal sogar in einem futuristischen Argentinien, in dem emotionaler Besitz nur noch ein Phänomen der Vergangenheit ist. Eine Ansammlung von Leseproben, die neugierig macht auf mehr.
Laura Backes, Tagesspiegel
Asado Verbal bietet eine gelungene Textauswahl und tritt den Beweis an, dass die nachwachsende argentinische Schriftstellergeneration viel zu sagen hat. Wie die Älteren, befassen sie sich mit Gewalt, Ausbeutung, sozialem Protest und politischen Missständen. Auch die Veränderung der Gesellschaft durch Neueinwanderer bewegt sie, nur sind es nicht mehr wie früher Europäer, die in ihren Texten in Argentinien eine neue Heimat suchen, sondern die heutigen Zuwanderer, etwa Chinesen oder Menschen aus südamerikanischen Nachbarländern.
Die Auseinandersetzung mit Homosexualität fließt ebenso in ihre Arbeit ein wie die Veränderung zwischenmenschlicher Beziehungen durch neue Kommunikationstechnologien. Sie schreiben stilsicher, frisch und lebendig und sind meist stärker in der Umgangssprache zu Hause, als man es bislang aus Argentinien gewohnt war. Vor allem aber zeichnet viele Vertreter der neuen argentinischen Schriftstellergeneration ein spöttischer oder ironischer Blick aus, mit dem sie die Welt betrachten.
Eva Karnofsky, Deutschlandradio